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Berlin: Mehr Licht

Gaslaternen, adieu: Ab 1882 baute Emil Rathenau Berlins Stromversorgung auf

Am 13. September 1884, punkt 18 Uhr, verwandelte sich das Café Bauer am damaligen Kranzler-Eck Unter den Linden/Friedrichstraße in ein Weltwunder. Emil Rathenau, Gründer der Berliner „Gelegenheitsgesellschaft“ für elektrische Beleuchtungsanlagen, drückte auf einen Knopf – und hunderte Glühbirnen in Lüstern und Wandleuchten ließen das Etablissement in weichem Licht erstrahlen. Im Keller arbeiteten die Turbinen und Generatoren eines der weltweit ersten Kraftwerke, einer „Blockstation“, die auch mehrere Gebäude drumherum mit Elektrizität versorgte. Die Erfolgsgeschichte der elektrischen Stromversorgung hatte begonnen.

Ihr Beginn ist mit drei Namen verbunden: Emil Rathenau, Thomas Alva Edison, Oskar von Miller. 1881 besuchte der damals 43-jährige Berliner Maschinenfabrikant Emil Rathenau, Vater des späteren Außenministers der Weimarer Republik, Walther Rathenau, die Pariser Elektrizitätsausstellung und erkannte die Bedeutung der neuen Energie als Alternative zum Gaslicht. Bis dahin galten die von Edison entwickelten Leuchten noch als Modespielzeug. Es fehlten Kraftwerke und eine öffentliche Stromversorgung, um die Lampen stadtweit einsetzen zu können.

Emil Rathenau erwarb von Edison dessen Patente für Deutschland, illuminierte am 12. April 1882 „zu Demonstrationszwecken“ die Berliner Börsen-Druckerei Büxenstein mit Hilfe von 60 Glühlampen sowie die Wilhelmstraße mittels Laternen und gründete außerdem die Gelegenheitsgesellschaft zur Einführung des Glühlichts. Danach ging es unter Hochspannung weiter: 1884 knipste man im Café Bauer das Licht an, zugleich bekam die inzwischen von Rathenau gegründete Deutsche Edisongesellschaft (DEG) das Recht eingeräumt, Kabel unter Berlins Straßen zu verlegen.

Beim Aufbau dieses Netzes gehörte der Ingenieur Oskar von Miller zu Rathenaus Kernmannschaft. Damit es ausreichend unter Strom stand, wurde an der Markgrafenstraße in Mitte das erste deutsche Kraftwerk errichtet. Es nahm 1885 die Arbeit auf und war das Vorzeigeprojekt einer aus der DEG hervorgegangenen Aktiengesellschaft: der Berliner Städtischen Elektrizitätswerke, kurz Bewag. cs

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