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Newcomer Ahmad Al-Dali.

© Photo: Georg Moritz

Meien Woche (115): Krankheit

Der Syrer Ahmad Al-Dali, 26,ist seit Mai 2015 in Berlin. Hier erzählt er,wie ihm die Stadt begegnet.

Ahmad, vergangene Woche erreichte Sie ein Leserbrief, in dem die Schulleiterin eines Abendgymnasiums von einer Klasse nur für Geflüchtete berichtete. Haben Sie Kontakt aufgenommen?

Ja. Aber das ist leider nichts für mich. Bis zum Abitur würde es viereinhalb Jahre dauern. Und eigentlich will ich ja im kommenden Herbst, nachdem mein Sprachkurs endet, vielleicht eine Umschulung zum 3-D-Designer machen.

Geht das denn vom Jobcenter aus?
Das weiß ich noch nicht. Mein Berater beim Jobcenter hat mich erst mal zu einem Therapeuten geschickt, der berurteilen sollte, ob ich wegen meiner Depressionen überhaupt arbeitsfähig bin. Bin ich.

Sind Ihre Depressionen denn mittlerweile besser?
Ja. Aber gerade jetzt bin ich trotzdem ziemlich deprimiert. Seit Weihnachten bin ich fast durchgehend krank.

Waren Sie beim Arzt?
Nein. Ich habe das Vertrauen in die Ärzte in Deutschland ein bisschen verloren.

Warum das denn?
Ich hatte oft das Gefühl, dass der Arzt gar nicht rausfinden will, was mir fehlt. Zum Beispiel meine brennenden Bauchschmerzen, deretwegen ich oft nicht schlafen konnte. Da hat mir der Arzt einfach was verschrieben, ohne zu wissen, was ich habe. Und er hat mich zu einem Spezialisten geschickt. Drei Monate Wartezeit. Und meine Neurodermitis ist so schlimm, dass ich mir manchmal die Haut aufkratze. Aber der Arzt verschrieb mir eine Creme, die ich nur zwei Monate nehmen darf – auf meine Frage, was danach ist, kam keine sinnvolle Antwort.

Hätten Sie das in Deutschland anders erwartet?
Ja. Meinem Arzt in Syrien habe ich mehr vertraut als den Leuten hier.

Welches Wort geben Sie uns heute mit?
Krankheit. Mhrad auf Arabisch.

Die Fragen stellte Maria Fiedler.

Ahmad Al-Dali

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