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Berlin: Mein Nachbar, der Drache

Dagmar Handke wohnt von Anfang an im Viertel

Kurz vor Weihnachten 1986 drückte man ihr die Zuweisung in die Hand. „Das war damals wie ein Fünfer im Lotto!“, sagt Dagmar Handke. Denn auf der Zuweisung stand nicht irgendeine Adresse drauf, sondern Propststraße. Die lag in dem neuen Nikolaiviertel, und der Unterschied zwischen Dagmar Handkes Wohnung auf einem Hinterhof der Friedrichshainer Löwestraße und dem künftigen Domizil konnte größer nicht sein. Heute, 20 Jahre später, gehört die Friseurmeisterin zu den wenigen, die von Anfang an im wiedererbauten ältesten Platz Berlins wohnten und ihm bis heute treu geblieben sind. „Ich möchte gesund sein, nicht frieren, ein Dach überm Kopf und etwas zu essen haben. Also kann ich hier zufrieden sein“. Nicht ganz. Dass sich die Miete von 1987 – 152,35 Mark – für die 79 Quadratmeter mit zwei Zimmern, Küche, Kammer und Bad nahezu vervierfacht hat und nun wahrscheinlich weiter steigt, sei bedenklich, zumal außer dem Eingang kaum etwas in dem Haus modernisiert wurde. Es sei hellhörig, die Großblockbausteine drücken ihr gleichmäßiges Muster durch die Wohnzimmertapete. Die 69-Jährige und ihr 80-jähriger Mann sehen es sportlich, die Treppen in die fünfte Etage zu nehmen, Fahrstühle gibt es nicht, auf der Etage liegt neben zwei Ein-Raum-Wohnungen auch noch eine Vier-Zimmer-Wohnung, „im Viertel wohnten auch Prominente, zum Beispiel Markus Wolf“.

Luxuriös ist der Blick aus dem 36-Quadratmeter-Wohnzimmer mit drei Fenstern zum Marstall und zur Spree allemal. Unten sticht der Hl. Georg seine Lanze in den Drachen, daneben haben die Touristen das Spreeufer okkupiert, genießen die lokale Küche und sind manchmal so laut, dass es dann bei Handkes durch die Fenster schallt. Dem stehen die Vorteile entgegen: Man kommt schnell überallhin, Kaufhof und Rathauspassagen sind nah, die Nachbarn im Haus helfen sich gegenseitig, sind freundlich, „so wie wir, einfache Leute“. Lo.

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