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Berlin: „Meine Heimat gibt es nicht mehr“

Stefanie Stappenbeck spielte im 17.-Juni-Drama „Der Aufstand“. Manchmal vermisst sie die DDR

Eigentlich hätte Stefanie Stappenbeck auch eine PR–Agentur leiten können. Mit ihren großen blauen Augen, ihrer Stupsnase und dem gewinnenden Lächeln vermarktet die 29Jährige spielend nicht nur sich, sondern ihre schauspielenden Freundinnen gleich noch mit: „Ich empfehle sie grundsätzlich weiter und lobe sie in den höchsten Tönen.“ Aber im Grunde fühlt sich Stefanie als Schauspielerin deutlich wohler als als PR-Agentin. Bereitwillig erzählt sie von sich in einem Berlinerisch, in dem sich die Wörter vor lauter Tempo fast schon überschlagen.

„In Hamburg werde ich in der Dreigroschenoper die Polly singen. Dafür nehme ich ganz viel Gesangsunterricht.“ Nebenbei bereitet sich die junge Schauspielerin für ein Doku- Drama über die Treuhand vor. Gleichzeitig in Film und Theater spielen gefällt ihr gut. „Ich finde es wichtig, auf der Bühne zu stehen. Aber danach bleibt nichts übrig. Im Filme werden mit etwas Glück herausragende Momente festgehalten.“

Die gebürtige Potsdamerin ist stolz auf ihre Herkunft und möchte Berlin nicht verlassen. „Früher dachte ich immer, ich sei feige, weil ich nicht wegziehen wollte. Aber wo will man eigentlich hin? Man ist doch schon da!“ Die DDR und ihren alten Ostkiez vermisst sie manchmal richtig. Vor allem nach der ersten Viertelstunde von „Good Bye Lenin“: „Andere Menschen können in ihre Heimat zurück. Meine gibt es nicht mehr.“ Die Grenzöffnung hat ihren Weg aber auch sehr vereinfacht. „In der DDR hätte ich wahrscheinlich nicht Schauspielerin werden können, ohne eine Schule zu besuchen.“ Und die hätte Stefanie nach eigenem Ermessen nicht geschafft. „An einer Schauspielschule sind die Regeln sehr streng. Man nimmt die Charaktere der Studenten auseinander, um sie neu zusammenzusetzen. Das hätte ich nicht überlebt.“ Ihrer Karriere hat das nicht geschadet. In 18 Jahren hat Stefanie etwa 40 Fernseh- und Kinofilme abgedreht und in einem Dutzend Theaterstücken mitgewirkt. Auf der Straße erkennt sie keiner – und das mag sie. Einmal hat sie sich zum Einkaufen „aufgebrezelt“ um zu sehen, was passiert. Als Unbekannte sie dann plötzlich ansprachen, hat ihr das nicht gefallen. Also greift Stefanie zum Ausgehen lieber zum Käppi als zum Lippenstift.

Ihre schauspielerische Leistung mochte sie sich lange Zeit nicht ansehen. „ Ich fand mich dann immer so peinlich. Mittlerweile geht es. Und wenn man sich selbst zuschaut, lernt man viel.“ Als Perfektionistin ist sie heute noch ihre „bösartigste Kritikerin“. Langfristig will sie einen Rythmus finden, der ihr Zeit lässt, um andere Dinge zu tun – damit in einigen Jahren auch ein paar „Kinderchen“ ihr Leben bereichern. Am 11. Juli ist sie um 20:15 Uhr im ZDF zu sehen, in „Der Alte - Tod auf Raten“.cof

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