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Meine Woche (133): Identität

Der Syrer Ahmad Al-Dali, 26,ist seit Mai 2015 in Berlin. Hier erzählt er,wie ihm die Stadt begegnet.

Die deutschen Nationalspieler Özil und Gündogan haben sich mit dem türkischen Präsidenten ablichten lassen. Aufgrund ihrer Herkunft identifizieren sie sich nicht nur mit Deutschland, sondern auch mit der Türkei. Was halten Sie davon?

Natürlich kann man Erdogan für einen schlechten Menschen halten. Trotzdem bin ich überzeugt davon, dass es das Recht der beiden ist, sich auch mit der Türkei verbunden zu fühlen. Das kann und darf ihnen niemand verbieten.

Sie selbst leben seit drei Jahren in Berlin. Fühlen Sie sich mehr als Syrer oder als Deutscher? Oder gar als Berliner?

Nichts von alldem. Und das wird sich wahrscheinlich auch nie ändern. Durch meine Familie werde ich natürlich immer mit Syrien verbunden sein. Aber jetzt ist Berlin meine Heimat und irgendwann werde ich hoffentlich die deutsche Staatsbürgerschaft haben. Auf dem Papier bin ich dann Deutscher. Für viele bleibe ich wahrscheinlich trotzdem „der Migrant“.

Spielt die Frage nach Herkunft und Identität in Ihrem Alltag eine große Rolle?

Die Identität spielt überall eine Rolle. Die erste Frage lautet immer: Wo kommst du her? Wenn ich „Berlin“ antworte, wird meist noch mal nachgefragt. Für viele Syrer bin ich kein richtiger Syrer und für viele Deutsche kein richtiger Deutscher. Ich hänge irgendwo dazwischen. Manchmal nervt das. Ich selbst halte eigentlich nichts von grenzgemachten Identitäten. Ich bin ein individueller Mensch mit einer ganz eigenen Identität.

Gehen Ihre Freunde aus Syrien ähnlich locker mit der Frage um?

Viele meiner Freunde haben größere Schwierigkeiten. Auch, weil es für sie schwierig ist, hier Kontakte zu knüpfen. Und Freundschaften und Vertraute gehören eben auch ein  Stück weit zu dem, was uns ausmacht.

Welches Wort geben Sie uns heute mit?
Identität! Das heißt auf Arabisch Hawyeh.

Die Fragen stellte Ann-Kathrin Hipp.

Ahmad Al-Dali

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