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Newcomer Ahmad Al-Dali.

© Photo: Georg Moritz

Meine Woche (140): Belästigung

Der Syrer Ahmad Al-Dali, 26,ist seit Mai 2015 in Berlin. Hier erzählt er, wie ihm die Stadt begegnet.

Ahmad, was gibt es Neues bei Ihnen?

Ich bin gerade ziemlich sauer. Ich war mit zwei Freundinnen in der U-Bahn unterwegs, da habe ich gehört, wie sich zwei Typen auf Arabisch unterhielten: Sie könnten die beiden Mädels ja belästigen, auch wenn ein anderer Mann dabei ist. Ich weiß nicht, ob sie das auch gemacht hätten, aber es war richtig eklig.

Und wie haben Sie reagiert?

Ich habe sie darauf angesprochen. Die beiden waren ganz überrascht, dass ich sie verstanden habe. Sie kamen aus Kuwait. Das ist wirklich ein engstirniges Land, aber die beiden dachten, hier könnten sie sich sonst wie benehmen. Ich war kurz davor, mich mit denen zu prügeln.

Haben Sie Diskussionen über den Umgang mit Frauen auch mit Ihren Freunden, die aus arabischen Ländern kommen?

Ja – aber genauso mit meinen deutschen Freunden. Ich kann es einfach nicht haben, wenn jemand sagt: Ich gehe in eine Bar, um eine Frau abzuschleppen. Das ist doch kein Supermarkt! Ich glaube, es wird den Jungs in der Schule nicht richtig beigebracht, wie man mit Frauen umgeht. Letztens habe ich ein Gespräch mitgehört, da hat ein deutscher Jugendlicher gesagt, es sei nicht strafbar, eine Frau zum Sex zu zwingen, außer sie wehrt sich wirklich richtig doll. Wenn ich so etwas höre, denke ich: Es sollte in Schulen auch Selbstverteidigungskurse für Mädchen geben.

Aber dann wird doch die Verantwortung dafür, dass ihnen nichts passiert, den Frauen zugeschoben?

Ja, es ist traurig, aber manchmal hilft einfach nichts anderes. Gerade in Berlin beobachte ich auch, dass viele Passanten nicht eingreifen, wenn jemand belästigt, bedrängt oder beleidigt wird. Das finde ich schlimm! Da sollte sich mal jeder selber hinterfragen, was die beste Art ist zu reagieren, wenn man Rassismus, Sexismus oder Belästigung mitbekommt.

Welches Wort geben Sie uns heute mit?

Belästigung heißt auf Arabisch Taharosh.

Die Fragen stellte Maria Fiedler.

Ahmad Al-Dali

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