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Meine Woche (52): Krieg

Der Syrer Ahmad Al-Dali, 25,ist seit Mai 2015 in Berlin. Hier erzählt er, wie ihm die Stadt begegnet.

Ahmad, Sie klingen erkältet. Sind Sie immer noch krank?

Ja, das geht einfach nicht weg. In der Sprachschule habe ich jetzt schon ziemlich lange gefehlt.

Womit verbringen Sie Ihre Tage?

Ich arbeite an einem Computerspiel. Worum genau es geht, ist noch geheim. Aber es soll etwas sein, das einen Unterschied macht, die Menschen berührt. So wie dieses Spiel „This war of mine“, in dem man die Perspektive eines Kriegsopfers einnimmt.

Wie nehmen Sie den Krieg in Syrien derzeit wahr? Die Lage in Aleppo hat sich ja erneut zugespitzt.

Es ist so schlimm. Dort findet ein Massenmord statt und die Welt schaut zu. Jetzt haben sie anscheinend neue Bomben, die sogar die Bunker zerstören können.

Was, glauben Sie, sollte die internationale Gemeinschaft denn tun?

Sich raushalten. Amerika, Russland, die Saudis. Alle sollten sich raushalten. Wenn die Unterstützung für Assad, für die Freie Armee, für den IS aufhört, dann würde der Irrsinn von alleine enden.

Können Sie verstehen, dass viele Menschen trotz der schrecklichen Lage in Aleppo bleiben?

Viele haben keine Wahl. Es ist inzwischen fast unmöglich rauszukommen. Die Stadt wird belagert. Der Schwager meiner Schwester wurde dort von einem Heckenschützen angeschossen, als er sich in Richtung des von der Regierung kontrollierten Gebiets bewegte.

Tut es Ihnen weh, die Nachrichten aus Syrien zu sehen?

Natürlich. Mich ärgert aber auch, dass viele sich bereits an diese Nachrichten gewöhnt haben. Sie schauen sich das an, wie sie einen Film anschauen würden. Ich habe das Gefühl, dass die Menschen sehr geizig mit ihrem Mitgefühl sind.

Welches Wort geben Sie uns heute mit?

Hareb. Das heißt Krieg auf Arabisch.

Die Fragen stellte Maria Fiedler.

Diese Kolumne ist gedruckt in der Tagesspiegel-Samstagsbeilage Mehr Berlin erschienen. Alle Folgen finden Sie unter diesem Link.

Ahmad Al-Dali

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