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Meine Woche (60): Feste

Der Syrer Ahmad Al-Dali, 26,ist seit Mai 2015 in Berlin. Hier erzählt er,wie ihm die Stadt begegnet.

Ahmad, zu Ihrer Religion gehört es ja eigentlich nicht, aber sind Sie trotzdem in Weihnachtsstimmung?

Ja. Ehrlich gesagt: So neu ist es nicht für mich. In Damaskus lebten viele Christen, da sah man ständig Weihnachtsbäume in der Stadt und auch im Fernsehen wurden Weihnachtslieder gespielt.

Also lassen Sie sich da gerne mitreißen?
Gerade mache ich mir eher Sorgen, dass ich die Weihnachtsgeschenke nicht rechtzeitig zusammenbekomme. Im letzten Jahr habe ich welche im Internet bestellt, aber zu spät. Viele kamen erst nach Weihnachten an.

Wie haben Sie vergangenes Jahr gefeiert?
Wir waren bei den Eltern meiner Freundin Toni. Das war schön. Aber weil es sich so familiär anfühlt, habe ich meine eigene Familie umso mehr vermisst.

Ist die Weihnachtszeit eigentlich vergleichbar mit dem Ramadan der Muslime?
Es gibt erstaunlich viele Gemeinsamkeiten. Erst mal die Wartezeit – auf den 24. oder auf das Zuckerfest. An beiden Tagen gibt es Geschenke oder Geld. Und echt gutes Essen. Während des Ramadan und während der Adventszeit sind die Leute auch religiöser, andächtiger.

Hat Sie an der Weihnachtszeit hier in Deutschland etwas überrascht?
Letztes Jahr wollte ich am 1. Advent die Kerzen auf dem Adventskranz anzünden. Alle. Meine Mitbewohnerin Nora war ganz schockiert. Das macht man nicht!

Haben Sie in Ihrer WG denn auch einen Adventskalender?
Toni bastelt einen: Am ersten Dezember gab es eine Streichholzschachtel, in der zwei winzige Püppchen in einem Bett lagen. Das sollten sie und ich sein. Jetzt kommt jeden Tag ein neues Kunstwerk.

Oh, wie süß! Welches Wort geben Sie uns heute mit?
Feste heißen auf Arabisch aayad.

Die Fragen stellte Maria Fiedler.

Diese Kolumne ist gedruckt in der Tagesspiegel-Samstagsbeilage Mehr Berlin erschienen. Alle Folgen finden Sie unter diesem Link.

Ahmad Al-Dali

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