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Meine Woche (66): Prüfung

Der Syrer Ahmad Al-Dali, 26,ist seit Mai 2015 in Berlin. Hier erzählt er, wie ihm die Stadt begegnet.

Ahmad, wie geht es Ihnen?
Nicht so gut. Ich habe schon seit zwei Wochen Bauchschmerzen, eine Infektion wahrscheinlich.

Oh nein! Dann können Sie derzeit gar nicht mehr zu Ihrem Praktikum gehen?
Nein, das geht nicht. Und morgens bin ich zwar in der Sprachschule, aber immer nur für ein paar Stunden, länger halte ich es dort nicht aus. Ich darf nur nicht so viel Unterricht verpassen, wir haben ja bald Prüfungen.

Wie wichtig sind die?
Naja, es sind die Abschlussprüfungen für meinen aktuellen Sprachkurs – für das Sprachniveau B1. Um zum Beispiel eine Ausbildung machen zu können, brauche ich B2, das kommt danach.

Wollen Sie denn eine Ausbildung machen?
Ich weiß es nicht. Beim Jobcenter rät man mir, eine Ausbildung als Elektriker zu machen, damit ich schnell in Arbeit komme. Aber vielleicht will ich ja auch nochmal studieren?

Sie haben doch schon studiert. Fänden Sie es da eigentlich angemessen, jetzt noch eine Ausbildung zu machen?
Es wäre schon eine deutliche Verschlechterung zu meinem Status in Syrien.

Fühlen Sie sich diesbezüglich vom Jobcenter unter Druck gesetzt?
Absolut. Mein Sachbearbeiter will mich unbedingt auf dem Arbeitsmarkt unterbringen. Ich habe ihm zwar gesagt, dass ich gerne einen Job im Bereich 3D-Design hätte, aber er meinte, da habe er nichts. Also die Ausbildung zum Elektriker. Anfangs dachte ich, ich muss das jetzt auf jeden Fall machen. Aber ein Freund sagte mir, dass ich mir auch selbst etwas anderes suchen kann. Wenn ich studieren würde, bekäme ich ja Bafög und wäre auch weg vom Jobcenter.

Welches Wort geben Sie uns heute mit?
Weil es mich so nervös macht: Prüfung. Das heißt auf Arabisch Emthan.

Die Fragen stellte Maria Fiedler.

Diese Kolumne ist gedruckt in der Tagesspiegel-Samstagsbeilage Mehr Berlin erschienen. Alle Folgen finden Sie unter diesem Link.

Ahmad Al-Dali

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