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So schön ist Brandenburg: Trotzdem sind einige Bewohner unzufrieden.

© Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

Meinungsumfrage in Brandenburg: Im Speckgürtel lebt es sich am besten

Laut einer Umfrage ist der Meckermärker gar nicht so unzufrieden – wenn er in Hauptstadtnähe lebt. Ein Drittel der Brandenburger jenseits des Umlands fühlt sich abgehängt.

Berlin macht Brandenburger glücklich. Je näher an der Bundeshauptstadt der Märker wohnt, desto zufriedener ist er. Das geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts infratest dimap im Auftrag des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) hervor. Demnach gaben 93 Prozent der Befragten im Berliner Speckgürtel an, keine Benachteiligung ihrer Region feststellen können.

Jenseits des Berliner Umlands sind die Menschen deutlich unzufriedener. Ein Drittel der Brandenburger dort fühlt sich abgehängt. Am unzufriedensten sind dabei die Wähler der AfD: Jeder dritte Anhänger der Partei klagt darüber, in einer benachteiligten Region zu leben. Grünen-Sympathisanten hingegen sind Optimisten: 91 Prozent von ihnen sehen ihre Region nicht im Nachteil.

Dafür gibt es aber möglicherweise eine ganz lebenspraktische Erklärung: Die AfD ist vor allem in ländlichen Regionen stark, bei der Bundestagswahl wurde sie in einigen Orten Südbrandenburgs stärkste oder zweitstärkste Kraft. Die Brandenburger Grünen hingegen haben ihre Hauptanhängerschaft im Speckgürtel, vor allem in Potsdam. In den Berlin-fernen Regionen hingegen war die Ökopartei bei vergangenen Wahlen schwach.

Dass die Unzufriedenheit im ländlichen Raum groß und das eigene Mobilisierungpotenzial dort bislang klein ist, haben die Grünen offenbar erkannt: Beim Parteitag in Eberswalde (Barnim) im April wurde die Marschrichtung für die Landtagswahl 2019 vorgegeben. Demnach wollen die Grünen vor allem mit Themen punkten, die die Menschen in der Peripherie umtreiben: Verkehrsanbindung und Gesundheitsversorgung.

Ärztliche Versorgung am wichtigsten

Dass das die Hauptthemen für die Brandenburger sind, bestätigst nun auch die Umfrage im Auftrag des RBB. Am wichtigsten ist den Menschen demnach die ärztliche Versorgung. 41 Prozent aller befragten 1000 Wahlberechtigten gaben an, heute weniger Ärzte im Umkreis zu haben als noch vor zehn Jahren. Auch hier zeigt sich wieder ein großer Unterschied zwischen Speckgürtel und Peripherie: Im Berliner Umland meinen knapp 40 Prozent der Umfrageteilnehmer, dass die medizinische Versorgung in den vergangenen Jahren eher besser geworden sei. In anderen Teilen Brandenburgs ist fast die Hälfte der gegenteiligen Meinung.

Fakt ist: Brandenburg braucht dringend junge Ärzte – hauptsächlich für die ländlichen Regionen. Laut einer jüngst veröffentlichten Antwort des Potsdamer Gesundheitsministeriums auf eine parlamentarische Anfrage gehen viele Mediziner in den kommenden Jahren in den Ruhestand und suchen Nachfolger für ihre Praxen.

Regional gibt es deutliche Unterschiede: Am jüngsten sind die Vertragsärzte im Schnitt in Potsdam. Im Landkreis Oberspreewald-Lausitz liegt der Anteil der Ärzte, die älter als 60 Jahre sind, bei 34,9 Prozent. Insgesamt muss nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB) nirgendwo in Deutschland ein Arzt so viele Patienten behandeln wie in Brandenburg. In der Mark kommen auf einen niedergelassenen Arzt im Durchschnitt 733 Einwohner. Im Bundesdurchschnitt sind es nur 677 Patienten.

Unzufriedenheit über Nahverkehr

Das zweite Problem, das den Brandenburgern laut der Umfrage unter den Nägeln brennt und deshalb 2019 auch ein Top-Wahlkampfthema werden dürfte: der Öffentliche Personennahverkehr, schließlich pendeln täglich rund 300.000 Brandenburger nach Berlin. Laut infratest ist nur jeder Dritte Brandenburger der Meinung, dass sich die Nahverkehrssituation seit 2008 verbessert habe. 28 Prozent meinen hingegen, die Verbindungen wären schlechter geworden.

Was Brandenburger aus allen Landesteilen eint: Das Jammern über die Post. Mehr als die Hälfte aller Befragten gab an, der Service habe sich in den vergangenen Jahren verschlechtert. Das jüngste Beispiel kommt aus Werder (Havel): Dort klagen Bewohner darüber, dass ihnen Briefe nur noch zwei- bis dreimal pro Woche zugestellt würden.

Marion Kaufmann

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