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Berlin: Meister im Schaumschlagen

Das war die Krönung: Die besten Kaffeekocher Ostdeutschlands traten in Berlin gegeneinander an

Die vier kleinen trichterförmigen Stielgläser stehen in Reih und Glied. Konzentriert gießt Thomas Schindler dickflüssige Sahne auf knallroten Kirschsirup in jedes Glas. Ganz sorgfältig, so dass die beiden Flüssigkeiten wie Schichten aufeinander liegen bleiben. „Und jetzt kommt der Kern des Getränks“, kündigt er durch sein Mikrofon an. An der riesigen Espressomaschine bereitet er einen Bistretto zu – einen „um die Hälfte verkürzten Espresso“, erklärt er. Und meint damit die Brühzeit für den Kaffee. „Noch eine Minute“, souffliert eine Stimme von rechts. Etwas hektisch krönt der 32-Jährige Erfurter schließlich die braune Kaffeeschicht mit frisch zerkleinertem Bananenmus. Noch eine Kirsche als Verzierung, dann bringt er die Gläser mit dem gestreiften Inhalt zu den Stehtischen in der Mitte des Foyers im Westin Grand Hotels. Dort wartet schon die Jury der sechsten deutschen Barista-Meisterschaft für die Regionalausscheidung Ost auf den „Kiba-Coffee“. Auf der breiten Freitreppe dahinter sitzt das Publikum.

Sieben Kaffeeexperten waren am Wochenende in das Hotel an der Friedrichstraße gekommen, um herauszufinden, wer im Osten Deutschlands den besten Kaffee zubereitet. Sechs Bariste – so heißen die Espresso- und Cappuccino-Profis aus den Kaffeebars – stellten sich ihrem Urteil: Jeder hatte eine Viertelstunde Zeit für die Disziplinen „Cappuccino“, „Espresso“ und „Eigenkreation“.

„Bei den ausgefallenen Mixturen muss man immer noch den Espresso durchschmecken können“, sagt Juror Amir Tassoudji, der sonst als Großhändler Coffeeshops beliefert. Bei einem Cappuccino achte er vor allem darauf, dass der Schaum glänze und keine Löcher habe. „Und bei einem Espresso muss man eine Harmonie zwischen bitter und süß herausschmecken.“

Katrin Pospischils Espresso erfüllt all diese Erwartungen. Vor allem aber begeistert die Barista vom „We love coffee“ am Potsdamer Platz die Jury mit ihrer Kreation „Espresso con Dulce“: Aus Tiramisu und Espresso macht sie ein „Twoin-one“-Dessert in Martinigläsern, mit karamellisiertem Zucker obendrauf „Die Idee hatte ich in einem italienischen Restaurant“, sagt die ehemalige Biologiestudentin. Als Gewinnerin beim Berliner Wettstreit darf sie in zehn Tagen beim Finale der deutschen Barista-Meisterschaft in Köln antreten. Denn auch die beiden technischen Juroren geben ihr die Bestnote.

Roberto Pampanin und Klaus Rechenauer stehen immer ganz dicht hinter den Kaffeekochern und verfolgen jede ihrer Bewegungen mit Pokermienen: Werden „Milchlanze“ und „Siebträger“ ordentlich gereinigt? Und wie viel Kaffeepulver fällt daneben? Jede Beobachtung wird sorgfältig auf dem Klemmbrett festgehalten. Damit sind sie viel zu beschäftigt, um auch noch den Espresso zu probieren.

Beurteilt werden aber auch die Qualitäten als Unterhalter. Beim Kaffeekochen sollen die Kaffeekünstler ihren Gästen etwas über Espresso und Cappuccino erzählen. Johannes Gries vom „Blinis Coffeeshop“ in Kreuzberg hat sich gut darauf vorbereitet: Er hat jede Menge über Kaffee gelesen. Zum Beispiel, dass eigentlich äthiopische Ziegen die Kaffeesträucher entdeckt haben. Um herauszufinden, wie man den besten Kaffee herstellt, hat er Kaffeebohnen selbst geröstet – im Spaghettitopf und mit einem Haartrockner. Werden sie geföhnt, brennen die Bohnen nicht an. „So ähnlich haben es die alten Äthiopier doch auch gemacht.“ Doch all die Anstrengungen waren leider ganz umsonst. Als er an der Reihe ist, bekommt er vor lauer Nervosität keinen Ton heraus. Und mit dem Kaffeekochen läuft es auch nicht so gut wie sonst. Immerhin wird er noch Vorletzter, zwei Plätze hinter Thomas Schindler mit seinem „Kiba-Coffee“.

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