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Pandas in allen Formen. Wenn sich die Zoo-Neulinge der Öffentlichkeit präsentieren, ist der Souvenirshop schon bestens gerüstet.

© dpa

"Meng Meng" und "Jiao Qing": Berlins Panda-Geschichte hat viele Kapitel

Heute besucht die Kanzlerin die beiden Neuzugänge „Meng Meng“ und „Jiao Qing“ im Zoo. Auch sonst ist Berlin voller Pandas.

Berlin und seine Pandas: Das ist ein Kapitel für sich. Am heutigen Mittwoch wird eine weitere Seite aufgeschlagen, wenn die Neuzugänge „Meng Meng“ und „Jiao Qing“ vom chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping und der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel im Zoologischen Garten offiziell willkommen geheißen werden. Eine große Bühne für die Staatsausleihen aus China, wie sie schon in früheren Jahrtausenden Ritual waren, bekamen bereits die ersten schwarzweißen „Ailuropoda melanoleuca“ in Berlin.

Viel „Chi Chi“ nach „Happy“

Vor dem Zweiten Weltkrieg hieß der Premieren-Panda im Berliner Zoo „Happy“, das Tier vertilgte auf seiner Transportreise durch deutsche Zoos 1939 beinahe den gesamten Reichsbestand an Bambus. Fast zwei Jahrzehnte später versetzte das anderthalbjährige Weibchen „Chi Chi“ die Ost- und West-Berliner Presse in Aufregung, auch den legendären Berliner Zooreporter des Tagesspiegels, Werner Philipp. Was es aber auch zu erzählen gab! Wie chinesische Tierfänger Chi Chi als Baby und sein Muttertier durch die Bergwälder der Provinz Sichuan gehetzt haben sollen, bis sich Chi Chi allein auf einen Baum flüchtete und dort abgepflückt wurde.

Wie Tierhändler Heini Demmer das Weibchen gegen eine Ladung Zebras und Nashörner eintauschte und nach Moskau brachte. Wie die Pandadame wegen eines Handelsembargos der USA gegen die Volksrepublik dann doch nach Deutschland kam – und in der DDR Bambus-Ersatznahrung aus Karotten, Salz, Kalk und anderen Ingredienzien bekam und vielleicht auch deswegen mit Ausbruchsversuchen als Klettermaxe auf dem Zaun begeisterte. In drei Wochen sahen sie 400 000 Besucher – all diese Historien hat der für den Tagesspiegel tätige Zoo-Experte Jan Mohnhaupt in seinem Buch „Der Zoo der Anderen“ der Nachwelt erhalten.

"Bao Bao" – Mit Sperma auf Eis

Der bisher letzte Große Panda Berlins namens „Bao Bao“ (bedeutet wie auch Jiao Qing „Schätzchen“) ist als Dermoplastik im Naturkundemuseum zu sehen, auch das Skelett ist dort aufbewahrt. Das Tier war am 5. November 1980 ein Staatsgeschenk an Bundeskanzler Helmut Schmidt für den Zoo. Auch Weibchen „Tjen Tjen“ war ein Wildfang, lebte aber bereits einige Zeit in Gefangenschaft. In China hatte man dem Publikumsliebling Bao Bao Purzelbäumeschlagen beigebracht – in Berlin steigerte das Tier die Einnahmen des Zoos um 30 Prozent.

Leider klappte es mit Bao Bao und Tjen Tjen, als sie geschlechtsreif waren, nicht. Im Londoner Zoo 1991 bis 1993 war das Zusammenleben mit „Ming Ming“ dann auch nicht erfolgreicher. Als Bao Bao am 22. August 2012 im Zoologischen Garten starb, war er mit 34 Jahren der Methusalem unter den in Zoos lebenden Großen Pandas. Kinderlos blieb er – “Bisher!“, wie es im Naturkundemuseum heißt. Denn sein Sperma wird tiefgefroren aufbewahrt und steht für künstliche Befruchtungen zur Verfügung.

Kunstobjekt als Maske und Kürzel

Zumeist versteckt unter dem Schutz der Panda-Maske lebt der Rapper Cro. Nur knapp an der Eisbärenmaske vorbei fiel seine Wahl dann doch – wenn auch mehr aus Zufall – auf das Panda-Outfit. So könne er sich frei bewegen, ohne erkannt zu werden. Wer von Pandas nicht genug kriegen kann, für den ist Cro ("Easy") am 10. September beim Lollapalooza-Festival dabei. Für noch mehr Panda in der Kulturszene Berlins sorgt schon länger das Panda-Theater in der Kulturbrauerei. Die russisch geprägte Bühne ist eine offene Plattform für Künstler aller Art der multikulturellen Gesellschaft.

Es entstand aus der Initiative russischer Migranten, die Menschen aus dem früheren Ostblock und aus dem Westen zusammenbrachten. Panda, das kommt hier von „Poetry. Art. Network. Dreams. Action“ und transportiert zudem das Bild eines friedlichen veganen Bärens.

Schon bevor die Zoo-Besucher beim chinesischen Fest von Donnerstag bis Sonntag rund um den „Panda Garden“ im Zoo dann „Meng Meng“ und „Jiao Qing“ betrachten können, ist ein Selfie mit Panda möglich – fahren doch überall in Berlin kleine Pandas, als einst „tolle Kiste“ beworbenes Auto. Leider gibt es bei Fiat keine Berlin-Sonderedition. Aber vielleicht bald wieder eine Kampagne?

Protest zum Wappentier des WWF

Der Brite Peter Scott entschied sich übrigens einst nach Bekanntschaft mit dem Berliner „Chi Chi“ für den Pandabären als Wappentier seiner neuen Naturschutzorganisation, des World Wildlife Fund (WWF). Die neuen Berliner Pandas wiederum verursachen unter Tierschutzaktivisten wie von „Endzoo Deutschland e.V.“ schon Debatten über Inzucht – die Tiere sollen einen gemeinsamen nahen Verwandten im Stammbaum haben. Der Zoo dementiert. Die Demo der Tierrechtsorganisation Peta gegen „eine Haltung allein aus politischen und wirtschaftlichen Gründen“ am 5. Juli vor dem Zooeingang wurde von der Polizei nicht genehmigt. Peta will Rechtsmittel einlegen – doch Berlin ist längst im Panda-Fieber.

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