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"Menschen helfen!": Der Stern als Halt: Das Trauma der Flüchtlingsfrauen

Sie haben große Angst, vor allem um ihre Kinder. Der Tagesspiegel will den Flüchtlingsfrauen aus Tschetschenien in Brandenburg helfen - und bittet Leser um Spenden

Luckenwalde - Die Spendenaktion des Tagesspiegels 2013/14 geht in die letzte Runde. Für insgesamt 52 Hilfsprojekte bitten wir Sie, liebe Leserinnen und Leser, bei der 21. Aktion „Menschen helfen!“ um Spenden. Diesmal unterstützen wir auch angesichts von Protesten Rechtsradikaler gegen Flüchtlinge traumatisierte Asylbewerber und Kinder in Brandenburg.

Auf ihrer langen Flucht aus Tschetschenien liefen das Mädchen und der Junge an der Hand der Mutter an Leichen vorbei, an der Grenze duckten sich alle, als Bomben abgeworfen wurden. Heute zuckt die Jugendliche bei Geräuschen zusammen, ihr Bruder ist depressiv. Zwei andere Jungs haben selbst in Brandenburg Angst um das Leben ihres Vaters, lassen ihn nicht aus den Augen, schrecken nachts im Flüchtlingsheim aus dem Schlaf. Ein anderer Junge rennt weg, wenn er Lastwagen sieht, auf der Flucht hatte seine Familie einen Autounfall.

Der zweite Tschetschenienkrieg ist vorbei, seit 2009, doch viele Menschen sind weiter bis aufs Blut verfeindet. Hilfsorganisationen wissen von Erpressung, Korruption, Einschüchterung, Gewalt, politischer Verfolgung. Deswegen sind die Frauen, die nun in einem sozialen Treff in Luckenwalde rund um den Tisch sitzen, tausende Kilometer geflohen. Ihre Ehemänner seien bedroht, sie selbst, die Kinder, gibt die Psychologin von „Komm mit – für Migranten und Flüchtlinge e. V.“ Schilderungen wieder. Sie fühlten sich geehrt, dass eine Zeitung aus Berlin ihr Schicksal wahrgenommen habe, gibt die russische Übersetzerin wieder.

Erst mal warm werden im Gespräch, gegenseitig Vertrauen gewinnen. Sie alle haben wenigstens Kinder, ein großes Glück – der Versuch eines Trostes. „Gehen Sie nach Tschetschenien, zu unseren Männern, dann bekommen Sie auch welche“, sagt eine. Alle müssen kurz lachen, das lockert auf. Eine Frau hält die ganze Zeit die Arme zum Schutz verschränkt, guckt immer auf den Tisch. Wie es in ihrem Inneren aussehen muss. Eine sagt: „Bei den Angriffen sind selbst Hunde und Katzen weggerannt.“ Mariam, Samira, Raissa – der Mensch hinterm Vornamen wird lebendig. Sie sind befristet geduldet, jeden Tag droht die Abschiebung. Alle schwärmen von den freundlichen Ärzten, Schwestern, Putzfrauen in hiesigen Kliniken. Dort kamen Kinder gut auf die Welt – im Keller im Krieg gab es Fehlgeburten.

Zu Weihnachten waren einige bei Brandenburgern eingeladen. „Ich hoffe so sehr, mit meinen Kindern hier bleiben zu können“, sagt Khosa. Die Luckenwalder? „Sehr nett, freundlich.“ Nur manchmal gucken die Leute komisch, wenn sie die Frauen mit den an Nonnenkluft erinnernden Kopftüchern sehen. Wie reagieren, wo man doch auch Mensch ist, nur mit anderer Religion? Die Mittzwanzigerin Khosa, die man am liebsten sogleich adoptieren möchte, hat einfach spontan wie ein Gespenst ,Buh‘ zu den skeptischen Jugendlichen gemacht und gelacht. Hey, habt keine Angst vor mir! Alle wünschen sich „eine gute Zukunft für die Kinder“, therapeutisches Spielzeug, Farbfilme für einen Fotoworkshop, Gelder für Ausflüge. Und die Gebühr für einen Internetanschluss im Heim, „um besser Deutsch zu lernen“. Annette Kögel

Spenden bitte an: Spendenaktion Der Tagesspiegel e. V., Verwendungszweck: „Menschen helfen!“, Berliner Sparkasse (BLZ 100 500 00), Konto 250 030 942 – Namen und Anschrift für den Spendenbeleg notieren. BIC: BELADEBE,

IBAN: DE43 1005 0000 0250 0309 42

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