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Messe Berlin: Messehotel am ICC - vor fünf Jahren

Vor fünf Jahren suchte der Liegenschaftsfonds einen Investor für einen Neubau am ICC. Wegen des geplatzten Projekts am Hammarskjöldplatz drohten jedoch Schadensersatzforderungen. Was Cay Dobberke damals darüber schrieb.

Vielleicht erfüllt sich diesmal der langjährige Wunsch der Messe Berlin, dass Tagungsgäste aus aller Welt direkt am Charlottenburger Messegelände unterm Funkturm nicht nur im Zwei-Sterne-Hotel der Ibis-Gruppe mit 168 Zimmern übernachten können. Zuletzt waren ein Hotelprojekt der spanischen Barceló Group auf dem Hammarskjöldplatz vor dem Messe-Haupteingang am wachsenden politischen Widerstand gescheitert. Doch nun sucht der Liegenschaftsfonds des Landes einen Käufer für den Parkplatz gegenüber dem Internationalen Congress Centrum (ICC). Wie berichtet, startete soeben ein Bieterverfahren, das bis Ende August dauert.

Damit solle „Berlins Position als international anerkannter Messe- und Kongressstandort ausgebaut werden“, heißt es. Außer einem Kongresshotel seien „messeaffine Nutzungen“ wie Büros, Wellness, Entertainment und weitere Freizeitangebote möglich. Der Investor soll in Abstimmung mit der Stadtentwicklungsverwaltung einen Architekten- beziehungsweise Realisierungswettbewerb ausloben. Das knapp 6000 Quadratmeter große Gelände liegt zwischen der Neuen Kantstraße, dem Messedamm, der Autobahnzufahrt Kaiserdamm-Süd und der Stadtautobahn 100 (siehe Grafik). Den Parkplatz nutzen außer Messebesuchern viele Berliner, die Busreisende per Auto zum benachbarten Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) bringen oder dort abholen. Wegen des ICC-eigenen Parkhauses gelten die Stellplätze aber als verzichtbar.

Nebenan, am Messe-/Ecke Kaiserdamm, plant BMW seit langem seine neue Berliner Niederlassung. Doch laut einem Konzernsprecher wurde das 80-Millionen-Projekt „aufgrund der Wirtschaftskrise auf unbestimmte Zeit verschoben“. Einst hatte hier die Berliner Volksbank ihre Zentrale geplant, später war vorübergehend an derselben Stelle ein Hotel angedacht.

Der Streit um das geplatzte Projekt am Hammarskjöldplatz scheint indes nicht beendet: Der abgewiesene spanische Investor und dessen Partnerfirma OFB überlegten noch, Schadensersatz für das „Planungsdesaster“ zu verlangen, sagt die Stadtentwicklungsexpertin der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Stefanie Bung. Für diesen Fall befürchtet sie Forderungen in „zweistelliger Millionenhöhe“. Bung nennt es „unglaublich“, dass Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer und andere SPD-Politiker den Investor zwei Jahre lang im Glauben gelassen hätten, bauen zu dürfen. Zum Aus für das Projekt habe „ja keine neue Erkenntnis“ geführt.

Holger Lippmann, Geschäftsführer des Liegenschaftsfonds, reagiert dagegen gelassen: Gemäß der Verträge besäßen die Spanier keine Schadensersatzansprüche. Barceló hatte das Areal auf dem Hammarskjöldplatz 2007 vom Liegenschaftsfonds erworben, um ein Vier-Sterne-Hotel mit bis zu 450 Zimmern und Kongresssälen zu bauen. Die Messegesellschaft hatte die Pläne seinerzeit als „Stärkung des Messeplatzes Berlin“ gelobt. Kritiker wie der Charlottenburg-Wilmersdorfer Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler (CDU) warnten hingegen vor einer „Verschattung“ der denkmalgeschützten Messehallen und des RBB-Sendezentrums an der Masurenallee. Ursprünglich sollte der Hotelturm 125 Meter messen und später 90 Meter. Anfang 2009 sprachen sich auch die Koalitionsfraktionen von SPD und Linken im Abgeordnetenhaus dagegen aus. Ungeachtet dessen setzte die Stadtentwicklungsverwaltung, die das Bebauungsplanverfahren an sich gezogen hatte, die Projektierung des Vorhabens aber vorerst fort und berief sich auf einen alten Abgeordnetenhausbeschluss für die Hotelpläne – bis das Parlament seine Haltung im Oktober mit einem neuen Beschluss revidierte. Dem Land Berlin seien 150 000 Euro Planungskosten entstanden, antwortete Senatorin Junge-Reyer jetzt auf eine Anfrage von Stefanie Bung. „Weitere Bebauungen sind nicht mehr vorgesehen“, hieß es seitens Stadtentwicklungsverwaltung.

Kopfschüttelnd verfolgte Messe-Chef Raimund Hosch diesen Sinneswandel: „So etwas muss man sich vorher überlegen“, sagte er im vergangenen Herbst im Tagesspiegel-Gespräch, nicht zuletzt stehe Berlins Ruf bei Investoren auf dem Spiel. Ihm wäre aber auch ein Hotel an der Stelle des Parkplatzes willkommen.

Zu dessen möglicher Höhe gibt es noch keine exakte Angabe. Der Neubau solle auf das rund 40 Meter hohe ICC und die rund 22 Meter hohe Bebauung am Kaiserdamm „Bezug nehmen“, schreibt der Liegenschaftsfonds. Dabei werde dem Hotel „eine gewisse Dominanz gegenüber dem ICC zugestanden“. Das Verkaufsexposé im Internet:

www.liegenschaftsfonds.de

Der Beitrag erscheint in unserer Rubrik "Vor fünf Jahren".

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