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Platz für 75.000? So viele sollen vors Schloss passen, wenn der Papst kommt. Das glaubt die Kirche. Es würde zumindest eng werden zwischen dem Zaun vor dem Ehrenhof und dem Spandauer Damm.

© Foto Mike Wolff

Messe in Berlin: Kirche lässt Papstbesucher im Regen stehen

Tausende Gläubige wollen Papst Benedikt XVI. bei seinem Besuch im September in Berlin sehen. Doch vor dem Schloss Charlottenburg könnte es eng werden. Das Olympiastadion hätte nicht nur mehr Platz - es wäre am Tag der Messe auch frei.

Lange wurde über die Papst-Messe debattiert, gestritten und schließlich ein Standort gefunden: das Schloss Charlottenburg. Doch zehn Tage nach Start der Ticket-Bestellung verliert so mancher den Glauben daran, dass der holprige Schlossvorplatz an jenem Herbsttag die richtige Wahl ist. Denn der Ansturm ist beträchtlich: Etwa 100 000 Menschen haben sich bereits für die Messen von Benedikt XVI. in Berlin, Freiburg und Erfurt angemeldet; die Internetseite brach kurzzeitig sogar zusammen.

Ein sehr großer Teil der bereits angemeldeten Gäste – genaue Zahlen will die Kirche nicht öffentlich nennen – wird am 22. September vor dem Schloss erwartet. 40 000 Menschen fänden dort Platz, oder besser: einen Stehplatz. Denn erst jetzt verhandelt die Kirche mit den Sicherheitsbehörden, ob denn wenigstens ein paar Klappstühle aufgestellt werden können – schließlich dauert die Veranstaltung über drei Stunden – oder ob diese nicht eine Stolperfalle darstellen. Um 17 Uhr ist Einlass, bis 20.30 Uhr dauert die Messe. So lange möchte niemand stehen, vor allem nicht die älteren Besucher. Sie wären außerdem schutzlos dem Wetter ausgeliefert.

Benedikt XVI. kommt - und viele wollen hin.
Benedikt XVI. kommt - und viele wollen hin.

© Reuters

Die Reiseplaner des Papstes haben noch einmal nachgemessen und sprechen davon, dass vor dem Ehrenhof – am Gitterzaun steht die Bühne – möglicherweise 60 000 oder gar bis zu 75 000 Menschen einen Platz finden könnten, was nicht nur Bezirksstadtrat Klaus-Dieter Gröhler (CDU) „durchaus ambitioniert“ nennt. Zwar könnten die Besucher auch in der Schlossstraße und auf dem Parkplatz stehen – da verdecken aber die vielen Bäume den Blick. Deshalb will die Kirche das Geschehen am Altar auf einer Leinwand übertragen. Gröhler weist allerdings darauf hin, dass die Sonne zu dieser Zeit im Südwesten steht – auf der Leinwand wäre nicht viel zu sehen. „Die Nachteile des Ortes Schloss Charlottenburg – also teilweise schlechte Sicht und die mangelnden Sitzplätze – sind bekannt, aber wir halten das Schloss für eine schöne Kulisse“, sagt ein Bistumssprecher. Die Messe soll in etlichen Kirchengemeinden übertragen werden.

Auch über Sicherheitsfragen wird noch diskutiert. Ob Gehstöcke oder auch Regenschirme auf das abgeriegelte Gelände dürfen, ist unklar. In jedem Fall muss auf dem Platz eine Feuerwehrgasse freigehalten werden. Dass Tegeler Weg und Spandauer Damm wohl gesperrt und die BVG-Buslinien eingestellt werden müssen, spricht laut Kirche ebenfalls nicht gegen das Schloss – obwohl auch viele alte Besucher erwartet werden. „Die Berliner sind es gewohnt, ein paar Meter zu machen“, sagt ein Bistumssprecher. Wo die Busse und Autos halten sollen, ist unklar – die Parkplatzsituation gilt auch ohne Massenveranstaltung als angespannt. „Die Busse könnten beispielsweise vorm Olympiastadion parken“, sagt Bezirksstadtrat Gröhler.

Das Olympiastadion war – wie auch der Sommergarten auf dem Messegelände und die Waldbühne – ebenfalls im Gespräch für die Papstmesse. Es gäbe ein Dach überm Kopf, für jeden einen Sitzplatz, eine Leinwand, Toiletten und Kioske. Zwei große Bahnhöfe liegen vor der Tür, mit der Heerstraße existiert ein schneller Zubringer zur Avus und zum Berliner Ring. Stadionmanager Joachim E. Thomas – er organisierte 2005 bereits den Weltjugendtag in Köln – bleibt bei seinem Angebot: „Der Vatikan weiß, dass wir das Olympiastadion an diesem Tag freihalten. Wir stehen bereit.“ Er glaubt an eine sechsstellige Besucherzahl, und auch Bezirksstadtrat Gröhler prophezeit: „Wenn es sonnig ist und an der frischen Luft was los ist, dann geht der Berliner hin. Das ist seine Mentalität.“

Der Papst und die Kirche wollen von den Vorteilen des Olympiastadions als Veranstaltungsort aber nichts mehr hören. „Die Entscheidung für das Schloss Charlottenburg ist gefallen. Und dieses Paket wird nicht mehr aufgeschnürt“, sagt der Berliner Diözesanadministrator Weihbischof Matthias Heinrich. Die Anmeldungsfrist für die Messe läuft noch bis Ende Juni. Jeder Interessierte kann sich online anmelden (www.papst-in-deutschland.de) oder in die Listen der Gemeinden eintragen.

Angst vor einem stürmischen Herbsttag hat die Kirche nicht. „In Sachen Wetter vertraue ich darauf, dass wir Glück haben werden“, sagt Wolfgang Klose, Vorsitzender der Laienvertretung im Bistum Berlin. „Das hatten wir bislang immer.“ Auch 1996 beim Papstbesuch vor 100 000 Menschen – im Olympiastadion.

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