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Messe: Wann wird die Deutschlandhalle abgerissen?

Der Abriss der Deutschlandhalle ist beschlossene Sache, doch über den Zeitpunkt streiten sich Messe GmbH und Bezirk. Die Messegesellschaft will so schnell wie möglich eine neue Halle bauen.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Auf dem Gelände der Deutschlandhalle, die abgerissen wird, möchte die landeseigene Messe GmbH eine neue Ausstellungshalle bauen. „So könnten wir unsere Platzprobleme in den Griff bekommen“, sagte der Sprecher der Messegesellschaft, Michael Hofer, dem Tagesspiegel. „Bei Großveranstaltungen, wie der Funkausstellung oder der Internationalen Tourismus-Börse, haben wir beträchtliche Engpässe.“ Deshalb sei die Messe GmbH an schnellen Entscheidungen der Politik „höchst interessiert“.

Wer soll den Bau einer neuen Messehalle bezahlen? „Verschiedene Modelle wären denkbar“, sagte Hofer. Also nicht nur eine Finanzierung aus dem Landeshaushalt. Aber der Sprecher betonte, dass keine fertigen Pläne in der Schublade liegen. Alles Weitere hänge vom Eigentümer ab – dem Land Berlin. Um der Messe zu helfen, wurde schon einmal ein Traditionsbau abgerissen: Die Eissporthalle an der Jafféstraße musste 2001 dem neuen Haupteingang im Süden des Ausstellungsgeländes weichen.

Als neues Quartier für die Sportler wurde seinerzeit die Deutschlandhalle zur Verfügung gestellt – ein marodes Provisorium. Am 27. Mai 2008 beschloss der Senat, das 1935 errichtete Gebäude abzureißen und an der Glockenturmstraße, nahe dem Olympiastadion, eine moderne Eissporthalle zu bauen. Zuständig dafür ist der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf, dessen Bezirksverordnetenversammlung jetzt beschloss: „Das Bezirksamt wird beauftragt, sich gegenüber dem Senat dafür einzusetzen, dass die Deutschlandhalle keinesfalls abgerissen wird, bevor die Ersatzsporthalle tatsächlich errichtet ist.“

SPD und CDU, Grüne und Graue stimmten zu, nur die FDP war dagegen. Am Donnerstag brachten Union und Grüne einen fast gleichlautenden Antrag im Abgeordnetenhaus ein. Beide Fraktionen wollen verhindern, dass zwischen der geplanten Schließung der Deutschlandhalle 2009 und der Eröffnung der neuen Halle 2012 viele Eiskunstläufer, Hockey- und Curlingspieler wieder in ein Provisorium umziehen müssen. Sport-Staatssekretär Thomas Härtel sucht schon nach alten Fabrikhallen.

Aber jetzt sieht es so aus, als wenn nicht nur CDU und Grüne, sondern auch SPD und Linke die Deutschlandhalle als Standort für den Eissport erhalten wollen, bis die neue Halle steht. Der SPD-Sportexperte Markus Pauzenberger signalisierte im Parlament das Interesse an einer „gemeinsamen Lösung“ des Problems. Die Linken-Abgeordnete Gabriele Hiller plädierte für einen „bruchlosen Übergang von der alten zur neuen Halle“. Und auch die Liberalen hakten sich unter. „Der Eissport darf durch einen zu frühen Abriss der Deutschlandhalle nicht an Boden verlieren“, sagte der FDP-Abgeordnete Albert Weingartner. Somit stellt sich das Parlament der Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge- Reyer (SPD) entgegen, die den Standpunkt vertritt, dass die Deutschlandhalle nur noch „für einen außerordentlich kurzen Zeitraum nutzbar ist“. Ulrich Zawatka-Gerlach

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