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© Thilo Rückeis

Messgeräte-Firma Knauer: Was schwimmt in Flüssigkeit?

Seit 47 Jahren entwickelt die Knauer GmbH in Zehlendorf Messgeräte – mit denen man zum Beispiel überprüfen kann, ob ein Bier nach dem Reinheitsgebot gebraut wurde.

Dass sie einmal die Firma ihrer Eltern übernehmen würde, war für Alexandra Knauer nicht immer klar und nicht immer ein Traum. „Ich bin in einem Unternehmerhaushalt aufgewachsen und habe gesehen, wie viel Zeit und Geld meine Eltern in die Firma investiert haben“, erinnert sie sich. Ihre Eltern hätten sie aber nie zur Nachfolge gedrängt.

Nach ihrem Betriebswirtschaftsstudium mit Schwerpunkt Psychologie ist sie dann aber doch ins Unternehmen eingestiegen. Ab 1995 leitete sie die Dr. Ing. Herbert Knauer GmbH gemeinsam mit ihrem Vater, seit neun Jahren ist sie alleinige Eigentümerin – und hat 2004 den Berliner Unternehmerinnenpreis gewonnen. Die Geschäfte führt sie gemeinsam mit dem Diplom-Ingenieur Alexander Bünz.

Naturwissenschaftliche Kenntnisse machen es leichter, zu verstehen, womit das Unternehmen sein Geld verdient: Denn der Mittelständler entwickelt analytische und präparative Chromatographiesysteme und Osmometer.

Alexandra Knauer kann aber durchaus auch unbedarften Laien vermitteln, was die Produkte leisten, die ihr Unternehmen herstellt: „Unsere Messgeräte stehen vor allem in chemischen, pharmazeutischen und klinischen Laboren.“

Mit Hilfe der Flüssigkeits-Chromatographen werde die exakte Bestimmung von Masse- und Teilchenkonzentrationen in Flüssigkeiten möglich. So könne zum Beispiel untersucht werden, ob ein Bier nach dem Reinheitsgebot gebraut wurde, ob ein Wein Glykol enthalte oder – wie im vergangenen Jahr in China – Milchprodukte mit Melanin verseucht worden seien.

Die Geschichte des mittelständischen Unternehmens, das heute 90 Mitarbeiter beschäftigt, beginnt 1962 in der Küche von Alexandra Knauers Eltern. Ihr Vater Herbert, ein studierter Chemiker, entwickelte zwischen Kacheln und Kochtöpfen zwei Geräte: Ein Temperaturmessgerät, das Änderungen von einem Tausendstel Grad messen konnte, und ein elektronisches Gefrierpunkts-Osmometer, mit dem Molekulargewichte bestimmt werden konnte.

Das Unternehmen wuchs, im Jahr 1974 zog die Firma aus dem elterlichen Wohnhaus an den Hegauer Weg in Steglitz-Zehlendorf. Bis zur Wende gehörte Knauer zu den westdeutschen Unternehmen, die auch in der DDR erfolgreich waren. 1974 wurde Knauer sogar auf der Leipziger Messe mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.

Der Verlockung, nach dem Mauerfall den Standort Berlin zu verlassen, sind die Knauers nicht erlegen: „Das hatte sicher auch damit zu tun, dass wir hier in unserem eigenen, sehr schönen Produktionsgebäude arbeiten“, sagt Alexandra Knauer. Das gebe ihr auch heute noch Stabilität.

Der Exportanteil des Unternehmens liegt bei 70 Prozent. Von der Finanzkrise spürt das Unternehmen noch nichts: „Wir sind wachsam. Die Folgen einer möglichen Krise in unserer Branche versuchen wir durch innovative neue Analysegeräte abzumildern“, sagt Alexandra Knauer. Im Vergleich zu größeren Konkurrenten kann Knauer neue Produkte relativ schnell entwickeln. „Bei uns dauert es von der Idee bis zum fertigen Produkt etwa zwei Jahre“, erklärt Geschäftsführer Bünz.

Die aktuellsten Produkte hat Knauer 2008 auf der „Analytica“ in München vorgestellt: die Produktlinie „Platinblue“, mit der komplexe Substanzgemische schnell analysiert werden können.

Alexandra Knauer will, dass ihr Unternehmen größer wird: „Knauer wächst traditionell nicht rasant, dafür aber eigenständig.“ Denn sie will unabhängig von Investoren und Banken bleiben. Großen Wert legen die Geschäftsführer auch auf die Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter. Beim bundesweiten Unternehmensvergleich „Top Job“ konnte sich das Unternehmen unter den 100 besten Arbeitgebern im Mittelstand platzieren.

„Die Mitarbeiter werden am Gewinn beteiligt“, sagt Alexandra Knauer. Wichtig sei es ihr außerdem, regelmäßig über die Entwicklung des Unternehmens zu informieren. Umgekehrt wolle sie auch von den Mitarbeitern Offenheit und erfahren, was ihnen am Unternehmen gefällt – und was noch verbessert werden kann.

Vor kurzem haben die Mitarbeiter im Gebäude außerdem ein neues „Kommunikationscenter“ eingerichtet, einen großen Raum, in dem sie sich unterhalten, aber auch kochen und essen können. Wie der Raum gestaltet und gestrichen wird, hat eine große Arbeitsgruppe entschieden.

Um Familie und Job besser zu vereinbaren, können die Mitarbeiter bei Knauer aber auch in Teil- und Gleitzeit arbeiten. „Außerdem soll es künftig eine Art Mini-Tagesbetreuung geben, damit Eltern ihre Kinder in Ausnahmesituationen mit in die Firma bringen können“, sagt Alexandra Knauer, die selbst zwei Kinder hat. Die das Unternehmen ja vielleicht einmal übernehmen werden.

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