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Berlin: Mieter müssen gehen – Abrissbirne kommt

Abriss von 2300 Plattenbauwohungen soll bald beginnen / Wohnungsbaugesellschaft informiert bereits Mieter

Von Steffi Bey

Vielleicht noch in diesem Jahr, jedoch spätestens 2003 soll mit dem Abriss von Plattenbauten im Großbezirk Marzahn-Hellersdorf begonnen werden. Das bestätigte Wolfgang Dobberke, Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft Marzahn (WBG) auf Anfrage. Gemeinsam mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung werde derzeit ein Konzept „für das Abtragen der Platte erarbeitet“, sagte er. Laut Dobberke könnten in den kommenden fünf Jahren 2300 Wohnungen aus dem Bestand der WBG entfernt werden. Es handle sich dabei ausschließlich um unsanierte Gebäude, um Hochhäuser die bereits leer stehen oder schon nicht mehr neu vermietet werden.

Auf der Abrissliste ganz oben steht, wie berichtet, das Doppelhochhaus an der Marchwitzastraße 1-3. „Wir würden es am liebsten noch in diesem Jahr abtragen“, sagt der Geschäftsführer. Aber noch fehle die Genehmigung. Auch das Doppelhochhaus an der Oberweißbacher Straße 2-4 soll nicht erhalten bleiben.

Schon jetzt wird es von der WBG nicht neu vermietet. Dobberke hofft, dass dieser Betonklotz nächstes Jahr fallen kann. Er betont, dass mit den Mietern vorher gesprochen und ihnen neuer Wohnraum angeboten werde. Gestern fielen allerdings einige Marzahner, die in einem für den Abriss vorgesehen Hochhaus leben, aus allen Wolken. „Was, wir sollen hier weg?“, wunderte sich ein älterer Herr, der vor vier Jahren in die Oberweißbacher Straße gezogen war. So schön sei es hier wirklich nicht, sagte er, aber wegen der niedrigen Miete habe es ihn mit seiner Frau hierher verschlagen. Auch an der Niemegker Straße 17-23 reagierten viele Bewohner überrascht, weil sie bislang nichts Offizielles vom geplanten Abriss ihrer Häuser wissen. „Die können uns hier nicht einfach rausschmeißen“, betonte ein junge Frau, die ihren n nicht nennen wollte.

Sie werde abwarten, was nun passiert. Andere Mieter erzählten, dass sie sich selbstständig nach neuem Wohnraum umschauen werden. Die meisten äußerten sich aber verärgert darüber, dass die WBG bislang nicht über ihre Pläne informierte.

Wolfgang Dobberke versicherte dagegen, seit gestern seien Briefe mit konkreten Infos an die rund 25500 WBG-Haushalte unterwegs. „Es ist aber noch nichts endgültig entschieden, die Abstimmungen mit dem Senat laufen“, betonte der Geschäftsführer. Ginge es nach der WBG sollten auch einige Elfgeschosser an der Havemann- und der Karl-Holtz-Straße ganz abgetragen oder zumindest auf drei oder vier Etagen zurückgebaut werden.

Von der zuletzt genannten Rückbau-Variante hält aber die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung überhaupt nichts. „Das ist viel zu teuer und kommt einer Luxussanierung gleich“, schmetterte Sprecherin Petra Reetz diese Idee gestern ab. Generell habe der Senat nichts gegen die Abrisspläne, so die Sprecherin, doch müsse von vornherein klar sein, was danach auf den Grundstücken passiere.

„Wir können nur zustimmen, wenn es letztendlich um eine städtebauliche Verbesserung geht“, erklärte Petra Reetz. Das bedeute unter anderem, dass Gebäude neben dem Abrisshaus saniert oder modernisiert werden müssten. Laut Reetz soll die WBG in etwa 14 Tagen ihre überarbeiteten Vorschläge dem Senat erneut auf den Tisch legen.

Die Wohnungsbaugsellschaft Marzahn denkt derweil über eine Art „Umzugsprämie“ für die Mieter nach. Dobberke könnte sich vorstellen, den Betroffenen einen „von Fall zu Fall auszuhandelnden Zuschuss“ zu gewähren: Beispielsweise die Umzugskosten übernehmen oder einen gewissen Beitrag zahlen, wenn ein Mieter besonders viel in seine Wohnung investiert hat – in Einbauten unter anderem.

Fest steht schon jetzt, dass diejenigen, die ein Abrisshaus verlassen müssen, in eine moderne Wohnung der WBG ziehen sollen.

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