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Berlin: Mietspiegel: Berlin bleibt Mieterstadt - im Osten fallen die Preise sogar

Der neue Mietspiegel ist da. Er gibt erstmals für die gesamte Stadt eine aktuelle Übersicht der ortsüblichen Vergleichsmieten - mit einer Spanne von 3,94 bis 20 Mark pro Quadratmeter.

Der neue Mietspiegel ist da. Er gibt erstmals für die gesamte Stadt eine aktuelle Übersicht der ortsüblichen Vergleichsmieten - mit einer Spanne von 3,94 bis 20 Mark pro Quadratmeter. Mit dem aktuellen Zahlenwerk lassen sich neue Mieterhöhungsforderungen überprüfen, und die Vermieter können auf abgesicherte Daten zurückgreifen. Nach Ansicht von Stadtentwicklungssenator Peter Strieder zeigt sich, dass Berlin insgesamt noch immer ein günstiges Mietniveau hat. Während es im Westteil "moderate Anstiege" gibt, stagnieren die Ost-Mieten oder sinken sogar.

Im Mietspiegel, der im Westen die Vergleichswerte von 1998, im Osten die von 1999 ablöst, werden die Mieten für nicht preisgebundene Alt- und Neubauwohnungen in Mehrfamilienhäusern in zwei getrennten Tabellen nach Wohnortlage ausgewiesen. Beide Tabellen sind ab sofort im Internet abrufbar (Adresse siehe unten). Er gilt für rund 240 000 Altbauwohnungen sowie rund 330 000 Neubauwohnungen in den östlichen Bezirken und West-Staaken und für rund 355 000 Altbauwohnungen und etwa 220 000 Neubauwohnungen im Westen. Der mittlere Preis für die Nettokaltmiete einer Ost-Wohnung liegt bei 7,30 Mark pro Quadratmeter, im Westen sind es 8,36 Mark.

Im Westteil sind die Mietwerte für Altbauwohnungen (bis 1949) um durchschnittlich 0,26 Mark pro Quadratmeter gestiegen, allerdings stagnierten die Werte in Häusern ab Baujahr 1919. Bei Neubauwohnungen ab 1950 werden im Durchschnitt 0,29 Mark weniger bezahlt. In den östlichen Bezirken sind die Mietwerte in den modernisierten Altbaubeständen bis Baujahr 1918 im Mittelwert um 0,57 DM pro Quadratmeter gesunken, vor allem in den Wohnungen, die gegenüber westlichen sehr viel teurer waren. Die Mietwerte im Altbaustand der Baujahre 1919 bis 1949 stagnierten, und die Werte im jüngsten Neubau ab 1990 sind teilweise mit 1,05 Mark deutlich gesunken.

Von Mietsenkungen profitieren besonders kleinere Wohnungen und Räume in einfacher Lage. Bei den nach 1990 errichteten Neubauwohnungen werden mit durchschnittlich 14,85 Mark pro Quadratmeter in den westlichen Bezirken und 14,06 Mark in den östlichen Bezirken die mit Abstand höchsten Nettokaltmieten erzielt.

Die Wohnlage macht im Westteil größere Unterschiede aus. Hier liegt der Mittelwert bei 7,77 Mark pro Quadratmeter in einfacher und 9,28 Mark in guter Lage. Im Osten machen sich zwar zunehmend Unterschiede bemerkbar, doch liegt hier die Spanne zwischen 7,20 Mark in einfacher und 8,18 Mark pro Quadratmeter in guter Lage.

Für Hartmann Vetter vom Mieterverein zeigt der Mietspiegel, dass sich die Mieten in beiden Stadthälften angleichen. Die Senkung in modernisierten Altbauten im Ostteil beweise, dass sie überteuert gewesen seien und die Zahlungfähigkeit der Wohnungssuchenden überfordert hätten. Allgemein weiche die vorübergehende Entspannung bei der Mietentwicklung einer Tendenz zur Anspannung. So sei bei den West-Neubauwohnungen ein Stopp des Abwärtstrends festzustellen, bei den ab 1991 gebauten Wohnungen überwögen Mietanstiege, denn die Bevölkerungszahl stabilisiere sich, die Wanderungsverluste seien geringer. "Eine erneute Wohnungsknappheit zeichnet sich ab".

Dieter Blümmel vom Bund der Berliner Haus- und Grundbesitzer Haus & Grund sieht das anders: Berlin bleibe "Günstig-Mieten-Land Nummer 1 in Deutschland" und zeige sich als der am besten funktionierende Wohnungmarkt. Der Mietspiegel sei ein Abbild des Marktes mit seinen schätzungsweise 100 000 leer stehenden Wohnungen. Nur in wenigen Bereichen hätten in den vergangenen zwei Jahren Mieterhöhungen durchgesetzt werden können, und dann auch nur geringfügig. Wo Lage- und Ausstattungsqualität fehlten, hätte es Preisrückgänge gegeben. Es sei vorrangiges Ziel der Haus- und Grundbesitzer, die Betriebskosten zu senken, "um dadurch mehr Spielraum für die notwendige Instandsetzung und Fortentwicklung des Bestandes zu gewinnen".

Der Mietspiegel, im Amtsblatt vom 7. September mit Straßenverzeichnis und Wohnlage-Zuordnung veröffentlicht, wird am 23. September dem Tagesspiegel beigelegt. Das Zahlenwerk kann außerdem vom 2. Oktober an bei allen Wohnungsämtern der Bezirke, den Verbänden der Mieter und Vermieter, der Verbraucherzentrale und der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung an der Württembergischen Straße 6 in Wilmersdorf unentgeltlich abgeholt werden. Über den Abfrageservice kann für einen bestimmten Wohnungstyp die ortsübliche Vergleichsmiete ermittelt werden. Auskünfte, insbesondere zur Wohnlagenzuordnung, sind bei allen Wohnungsämtern der Bezirke zu erhalten. Bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung ist unter der Nummer 9012-3737 ein "Mietspiegel-Telefon" eingerichtet.

Christian van Lessen

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