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Berlin: Millionen-Projekt am Ufer: Brückenschlag über die Spree

Vierspurige Trasse in Treptow geplant – sie soll später verlängert werden Anwohner und PDS-Verkehrsexpertin bezweifeln Bedarf für das Großprojekt

Durch den Berliner Südosten soll eine neue Hauptverkehrsstraße gebaut werden. Der erste Teil des Vorhabens, eine vierspurige Brücke über die Spree mit Geh- und Radwegen, ist bereits beschlossen und nach Auskunft der Stadtentwicklungsverwaltung mit 30 Millionen Euro im Landeshaushalt eingeplant. Sie soll die Rummelsburger Landstraße westlich der Wuhlheide mit der Köpenicker Landstraße (Adlergestell) verbinden. Später soll die Trasse entlang dem Britzer Zweigkanal quer durch Treptow bis zur Autobahn 113 verlängert werden – was jedoch großes Konfliktpotenzial bergen dürfte.

Ab 2008 soll die Brücke gebaut werden. „Die Verbindung soll zu einer großen Verkehrsverlagerung führen, insbesondere weg von der Elsenbrücke am Treptower Park“, sagt Verwaltungssprecherin Manuela Damianakis. Zugleich sollten die Gebiete um die Tabbertstraße in Oberschöneweide und um den Blockdammweg in Lichtenberg besser erschlossen werden.

Die spätere Fortsetzung des Mammutprojekts könnte auch noch zu Streit im rot-roten Senat führen, denn anders als die SPD will die PDS zumindest den Weiterbau verhindern. „Ich bin strikt dagegen“, sagt PDS-Verkehrsexpertin Jutta Matuschek, die gern schon auf die Brücke verzichtet hätte. Der Anschluss an die Rummelsburger Landstraße – als „stumpfe“ Einmündung, denn gegenüber ist Wald – sei höchst fragwürdig, und ein weiterer Ausbau „wird kein einziges Verkehrsproblem lösen, sondern nur die vorhandenen potenzieren“. Matuschek sieht in dem Vorhaben eine unnötige Landschaftszerstörung und Verschwendung von Geld, das lieber in die Erhaltung der vorhandenen Straßen gesteckt werden sollte. Nach ihren Befürchtungen könnte das Gesamtprojekt sogar künstlich überdimensioniert werden, um leichter an EU-Zuschüsse zu kommen.

Die Idee des Weiterbaus verwundert auch Anwohner. Die Trasse würde ihrer Meinung nach eher jetzt gebraucht als künftig, da der Durchgangsverkehr nach Fertigstellung der A 113 im nächsten Jahr nicht mehr aufs Adlergestell ausweichen müsse und Alternativrouten, etwa durch Spindlersfeld und Adlershof, ohnehin bereits ausgebaut wurden oder werden, so dass manches Nadelöhr wegfällt.

Nach Schätzung einer Bürgerinitiative müssten für die neue Straße je nach Trassenverlauf bis zu 600 Kleingärten geopfert werden. Außerdem bezeichnet ein Gutachten den Baugrund am Ufer des Britzer Zweigkanals als problematisch und warnt, dass Brücken über Kiefholzstraße und S-Bahn-Trasse je nach Ausführung lärmintensiv, optisch störend und teuer seien. Anwohner monieren, dass die Bedarfsplanung auf Verkehrsprognosen von 1994 beruhe, als in Schöneweide noch große Industriebetriebe existierten und am Britzer Zweigkanal ein Hafen gebaut werden sollte. Sie fordern, dass die Verwaltung ihre Verkehrsberechnung offen- legt, weil bislang nicht klar sei, ob die Prognosen auf tatsächlichem Bedarf beruhen oder auf der Erfahrung, dass eine neue Hauptstraße nun mal Verkehr anzieht. Auch solle der Ausbau der bereits vorhandenen Straßen als preisgünstigere Alternative geprüft werden.

Treptow-Köpenicks neuer Baustadtrat Rainer Hölmer (SPD) hält sich mit Meinungsäußerungen noch zurück, sieht aber zumindest den Weiterbau bis zur Autobahn skeptisch: „Beton ist nicht alles.“

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