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Berlin: Millionenpoker um den Opernumzug

Admiralspalast statt Schillertheater: Akustik, Sitzplätze, Kosten sprächen für das Haus in Mitte

Mit der Einigung über die Hauptstadtfinanzierung ist auch die Sanierung der Staatsoper gesichert. Rund 200 Millionen Euro sollen in das Gebäude ab 2010 investiert werden. Nun gewinnt die Diskussion um ein Interimsquartier an Fahrt. Bisher galt das landeseigene Schillertheater an der Charlottenburger Bismarckstraße als preiswerteste Lösung, die auch Opernintendant Peter Mussbach favorisierte. Doch nun liegt ein anderer Vorschlag auf dem Tisch. Falk Walter bietet offiziell seinen Admiralspalast an. Die nötigen Umbauten und die Miete für vier Jahre (so lange soll die Oper ihr Stammhaus Unter den Linden verlassen) veranschlagt er auf 16 Millionen Euro. Damit ist sein Angebot vier Millionen Euro günstiger.

Walter hat einen starken Fürsprecher: Daniel Barenboim und die Staatskapelle würden lieber an die Friedrichstraße ziehen. Der Maestro hat mit dem Orchester vor seiner Abreise zur Tournee in China und Japan Ende September die Akustik im großen Saal des Admiralspalasts getestet und war dem Vernehmen nach begeistert. Gestern war er auf dem Rückflug nach Berlin, konnte deshalb nicht Stellung nehmen. Auch Mussbach war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Walter knüpft einen Umzug der Oper in sein Haus an zwei Bedingungen: „Wir möchten im Anschluss an die abendlichen Opernaufführungen das Theater nutzen und auch in der Sommerpause bespielen.“ Dasselbe gelte auch für das restliche Haus mit seinen kleineren Bühnen und dem Club: „Da brauchen wir freie Hand.“ Das alles scheinen keine unlösbaren Gegensätze zu sein. Wenn Walter abends und nachts das Theater nutzt, kann die Oper ihre Bühnendekoration stehen lassen: „Wir wollen nur vor dem Eisernen Vorhang spielen.“

Was bislang für den Umzug ins Schillertheater sprach, war die Tatsache, dass auf mittlere Sicht auch die Komische Oper saniert werden muss und ebenfalls dorthin umziehen könnte. So ließen sich die geplanten Investitionen zur Ertüchtigung des Hauses für den Opernbetrieb eher rechtfertigen. Die Komische Oper will aber gar nicht umziehen. „Wir haben ein Sanierungskonzept erstellt, dass es uns möglich macht, auf einen Umzug in ein Interimsquartier zu verzichten“, sagt Sprecher André Kraft. Die Komische Oper will die Sanierung stemmen und dafür längere Spielpausen in Kauf nehmen.

Das Schillerheater hat darüber hinaus noch ein weiteres Manko. Es ist viel kleiner als der Admiralspalast. Sowohl die Staatsoper als auch die Komische Oper könnten im Schillertheater viel weniger Eintrittskarten verkaufen, was den jährlichen Betriebskostenzuschuss für die Opern infolgedessen erhöhen würde. Anders der Admiralspalast: Der hat mehr Sitzplätze als die beiden Opernhäuser, damit könnten auch mehr Karten verkauft und die Landeszuschüsse in der gleichen Höhe bleiben. Darüber hinaus wäre der Standort Admiralspalast auch historisch interessant: Dort spielte die Staatskapelle und die Staatsoper nach dem Zweiten Weltkrieg, bis das Stammhaus 1955 nach den Kriegsschäden wieder repariert worden war.

Die Senatskulturverwaltung wollte sich gestern nicht äußern. Die kulturpolitische Sprecherin der Grünen im Abgeordnetenhaus, Alice Ströver, hätte gegen den Admiralspalast nichts einzuwenden: „Ich bin an der praktikabelsten und preiswertesten Lösung interessiert.“ Ihr Kollege Michael Braun (CDU) möchte sich erst ein Urteil bilden, wenn er einen Überblick über den Abwägungsprozess der Kulturverwaltung hat: „Wir legen uns fest, wenn auch die anderen zur Diskussion stehenden Standorte geprüft worden sind.“ Das sind außerdem ein Hangar im Flughafen Tempelhof und die ehemalige Kindl-Brauerei in Neukölln.

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