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Berlin: Millionenschweres Geschäft

Das Bundesfinanzministerium verkauft seinen größten Privatisierer TLG – und wirft dessen Berliner Immobilien auf den Markt

Das Bundesfinanzministerium will Kasse machen. Es bietet unter anderem TLG Immobilien mit Sitz in Berlin zum Kauf an. Im Eigentum der bundeseigenen Firma stehen etwa die Kulturbrauerei, zahlreiche Einkaufscenter und auch Bürohäuser – darunter das mit 200 Metern längste Bürogebäude Berlins, ein Plattenbau am Alexanderplatz gegenüber dem Park Inn-Hotel. Am Alexanderplatz hatte die TLG zuletzt rund 80 Millionen in den Neubau „Die Welle“ investiert. In dem achtgeschossigen Gebäude werden zwei Hotels mit 600 Zimmern eröffnen. Wohnungen besitzt die Gesellschaft nicht in Berlin. Die Mieter der Immobilien haben vorerst nichts zu befürchten, weil Mietverträge beim Wechsel des Grundeigentümers weiter gelten.

Mit dem Verkauf der TLG Immobilien endet ein weiteres Kapitel der deutschen Vereinigung, denn die Firma ging 1991 aus der zur Privatisierung des DDR-Volksvermögens gegründeten Behörde „Treuhand-Liegenschaftsgesellschaft“ hervor. Die TLG-Immobilien hat allerdings bereits vor Jahren ihre Geschäftspolitik geändert: Statt die ihr verbliebenen Grundstücke zu verkaufen, entwickelte und bebaute sie die Flächen und wuchs dadurch zu einer milliardenschweren Grundstücksgesellschaft.

Mehr als1150 Immobilien und 23 000 „Mieteinheiten“ stehen in der bundesweiten Bilanz der TLG-Immobilien. Deren Verkehrswert beziffert das Bundesfinanzministerium mit 1,76 Milliarden Euro. Die Gewinne halbierten sich zuletzt wegen hoher Investitionen: Laut Bilanz sanken sie von gut 46 Millionen Euro im Jahr 2008 auf 20 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Zurzeit managen rund 300 Mitarbeiter den Besitz in Berlin und den neuen Bundesländern.

In Berlin und Brandenburg ist die TLG Eigentümerin von rund 200 Immobilien und 4500 Mieteinheiten. Ein großer Teil davon sind Bürogebäude und Einkaufscenter. So entwickelt die Gesellschaft zurzeit im Stadtteil Marzahn das 6000 Quadratmeter große Einkaufs-„Center am Helene-Weigel-Platz“, das noch in diesem Jahr fertig gestellt wird. Auch Nahversorgungszentren in Treptow-Köpenick und Adlershof gehören zu den Projekten. Laut Presseerklärung des Bundesministeriums für Finanzen „knüpft die geplante Veräußerung des Bundesunternehmens an den ersten Anlauf aus dem Jahr 2008 an“. Die Privatisierung sei da wegen der beginnenden Finanzkrise abgebrochen worden. Um den Bieterkreis zu erweitern, werde die TLG in eine Gesellschaft für Wohnhäuser und eine für Gewerbe-Immobilien aufgespalten.

Laut der Sprecherin der TLG Immobilien Sabine Pentrop ist die Gesellschaft in Berlin Eigentümerin des Hauses Berolina am Hausvogteiplatz 12, des Smart-Centers von Mercedes in der Englischen Straße im Tiergarten, des Cubix-Kinos am Alexanderplatz und des Opernpalais Unter den Linden. Die 270 Einzelhandelsimmobilien, 75 Bürogebäude, Hotels und Seniorenheime der TLG stehen in Berlin und Potsdam, an der Ostseeküste sowie im „mitteldeutschen Kernraum“ in Halle und Leipzig. Ralf Schönball

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