Der Bau der U 5 stockt: Das Material ist ausgegangen; Nachschub kommt erst im Juni. Aber die Pause tut auch gut, die vergangenen 14 Tage haben die Bauleute hart gearbeitet – mit vielen Überstunden. Schließlich sollte der erste Bauabschnitt am Mittwoch fertig sein und in Betrieb gehen. Das hat geklappt, die ersten Züge sind tatsächlich gefahren – im Legoland am Potsdamer Platz.
Seit Ende 2014 baut dort Olaf Reichert den Lückenschluss der U-Bahn-Linie U 5 zwischen Alexanderplatz und Brandenburger Tor – fast ausschließlich mit Steinen aus dem Lego-Sortiment. 220000 hat er bereits zusammengesetzt, mit knapp 400000 kalkuliert er insgesamt. Rund 500 Stunden hat das Team um Reichert bisher geackert, um das Vorbild im Maßstab 1:45 nachzubauen. Nun gut, Reichert weicht ein bisschen vom Original ab, obwohl das Projekt „Lückenschluss“ heißt.
Die Spree hat die "Bärlinde" schon unterquert
Im Legoland beginnt die U 5 am Bahnhof Bundestag und hat jetzt die Station Brandenburger Tor erreicht. Auf diesem Abschnitt fahren die – echten – Züge schon seit Sommer 2009 vorläufig als U55 zwischen Hauptbahnhof und Brandenburger Tor. Doch in den nächsten Wochen folgt im Legoland der Lückenschluss. Wenn die neuen Steine eingetroffen sind, geht es für Reichert weiter in Richtung Alexanderplatz – mit den Stationen Unter den Linden und Museumsinsel. Auf die Station Berliner Rathaus verzichtet er.

Bei der großen Bahn geht’s in die andere Richtung: Die Tunnelbohrmaschine „Bärlinde“ frisst sich vom Alexanderplatz in Richtung Brandenburger Tor durch den Untergrund. Eine Röhre beim Vorbild ist fertig; die zweite derzeit in Bau. Anders als im Legoland gibt es derzeit keine Pause. Die Spree sei bereits unterquert, sagte Projektsprecherin Heike Müller. 203 Meter habe „Bärlinde“ seit dem Start im April bereits geschafft; 131 Ringe, zusammengesetzt aus jeweils sechs Betonelementen, Tübbing genannt, sind fertig. 1076 Ringe sollen es einmal in der 1,6 Kilometer langen Röhre werden.
Noch immer ist unklar, warum im November die Erde rutschte
Anfang September soll „Bärlinde“ am Bahnhof Brandenburger Tor ankommen. Dort erforscht immer noch ein Gutachter, warum in der ersten Röhre im Hohlraum vor dem Schneidrad der Maschine im November 2014 Erde nachgerutscht war, wodurch die Fahrbahn etwas absackte. In den nächsten Wochen erwarte man das Ergebnis der Untersuchung, sagte Müller. Und während beim Vorbild der Tunnel am Baubeginn auf den Namen „Charlotte“getauft wurde, wirbelte die Mini-Champagner-Flasche im Legoland nach Abschluss der Arbeiten durch die Luft. Nach dem Patenkind eines Mitarbeiters heißt der Tunnel dort nun „Elisabeth“.

Durch den Tunnel im Legoland fährt übrigens ein Zug der neuesten Baureihe IK, „Icke“ genannt, der für die Linien 1 bis 4 mit ihren schmalen Fahrzeugen entwickelt worden war. Doch Reichert war vom neuen Modell so begeistert, dass er seine Arbeiten am Vorgängerzug abbrach und sich auf den neuen stürzte. Sogar die Folien auf den Fenstern hat er nicht vergessen.

Daneben liegt Reichert aber nicht mit seinem Modell, denn die BVG will umgebaute Züge dieser Reihe, die derzeit die Testphase absolvieren, nun auch auf den Linien U 5 bis U 9 einsetzen. Selbst „Pufferküsser“, die auch im Modell alles ganz exakt umgesetzt sehen wollen, können da nicht meckern. Bierernst nimmt Reichert seine Arbeit ohnehin nicht, obwohl er die Bahnhöfe nach Originalplänen baut, die ihm die BVG überlassen hat. So hat er über dem Bahnhof Brandenburger Tor einen Abwasserkanal eingesetzt, in dem hinter den Modellarbeitern ein Krokodil lauert. Damit ist im echten Berlin nun wirklich nicht zu rechnen.

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