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Berlin: Ministerium streicht Muslimischer Jugend das Fördergeld Verein bereinigt Internetauftritt und streitet Vorwurf des Islamismus ab

Der Verein Muslimische Jugend in Deutschland (MJD) soll keine weiteren Fördergelder für sein interkulturelles Schulprojekt erhalten. Man prüfe darüber hinaus mit dem Innenministerium, ob die 46 000 Euro Fördermittel von 2003 zurückgefordert werden, kündigte das Bundesfamilienministerium gestern an.

Der Verein Muslimische Jugend in Deutschland (MJD) soll keine weiteren Fördergelder für sein interkulturelles Schulprojekt erhalten. Man prüfe darüber hinaus mit dem Innenministerium, ob die 46 000 Euro Fördermittel von 2003 zurückgefordert werden, kündigte das Bundesfamilienministerium gestern an. Die CDU-Bundestagsfraktion will die Förderung des umstrittenen Vereins nächste Woche im Plenum behandeln.

Auch der MJD selbst reagierte gestern auf die Auskünfte des Verfassungsschutzes, wonach der Verein enge Verbindungen zu islamistischen Gruppierungen habe. Auf seiner Internetseite veröffentlichte die Jugendorganisation eine „Stellungnahme“, in der es heißt, dass die MJD eine „vollkommen unabhängige Organisation“ sei. Zudem habe man nach dem Verbot des Al-Aqsa-Vereins die MJD-Satzung geändert: Jetzt sei nicht mehr vorgesehen, dass bei einer Vereinsauflösung das Vermögen an den Al-Aqsa-Verein fließt.

In derselben Stellungnahme setzt sich der MJD auch mit der „Freitagsansprache“ vom 18. April 2003 auseinander, die auf seinen Internetseiten nachzulesen ist. Nachdem der Tagesspiegel gestern berichtet hatte, dass in der genannten „Ansprache“ indirekt zum Kampf gegen die USA aufgerufen und Hass auf Juden geschürt werde, hat der Verein jetzt einige Textstellen klammheimlich geändert. So ist jetzt nicht mehr die Rede von den „Geschwistern“, sondern von den „unterdrückten Menschen“ im Irak. Dies aber schwächt die Wirkung der anschließenden Koran-Sure ab, in der es heißt: „Wer einen mir Nahestehenden befehdet, dem habe ich (damit) den Krieg erklärt“.

Auch sonst wurde einiges im Text bereinigt. In der neuen Fassung soll Allah den „bedürftigen Menschen“ helfen, in der alten Fassung nur den Muslimen. In der neuen Version steht, dass „wir als Muslime“ eine Verantwortung gegenüber „Muslimen wie Nichtmuslimen“ haben, im Ursprungstext gab es eine Verantwortung nur für die „Geschwister“, also die Moslems. Um darüber hinaus dem Eindruck entgegenzuwirken, dass die MJD andere Glaubensrichtungen ablehnt, werden die US-Amerikaner, die im Irak „Feuer legen“ nicht mehr als „Ungläubige“, sondern als „Unterdrücker“ tituliert.

Ganz traut die MJD allerdings auch dieser bereinigten Fassung nicht. Deshalb schreibt sie in genannter Stellungnahme, dass sie es bedauere, wenn die genannte Freitagsansprache „die Gefühle unserer jüdischen Mitmenschen verletzen könnte: Dafür entschuldigen wir uns“. Bislang war die MJD gern gesehener Gast auf interreligiösen Veranstaltungen, so etwa bei einem Workshop mit jüdischen und christlichen Jugendlichen nach dem 11. September 2001 im Schloss Bellevue.

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