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Ersehnter Piks. Viele Ärzte - und Patienten hoffen auf eine baldige Möglichkeit, gegen Covid zu impfen.

© Hauke-Christian Dittrich/dpa

„Mir fehlt nur noch der Impfstoff“: Wie sich eine Berliner Hausärztin aufs Spritzen vorbereitet

Die Patientenlisten sind fertig, die Software installiert, der Kühlschrank groß genug: Eine Berliner Ärztin würde gerne mit dem Impfen loslegen. Doch es hakt.

„Ich höre seit Tagen in den Nachrichten, dass Ende dieser Woche 100 Modellpraxen in Berlin anfangen werden, chronisch kranke Patientinnen und Patienten gegen Covid zu impfen – mir ist aber noch gar nicht mitgeteilt worden, ob, wann und wie mir Impfstoff geliefert wird“, sagt eine Hausärztin aus Treptow-Köpenick, die sich darum beworben hatte, als eine von 100 Modellpraxen bei chronisch kranken Patienten in der zweiten Impfphase die Spritzen zu setzen.

Die Medizinerin Ende 40 möchte ihren Namen nicht nennen, denn die Kassenärztliche Vereinigung (KV) möchte die Liste der 100 Praxen geheim halten, damit es dort keinen Ansturm Impfwilliger gibt und gar zum Diebstahl des begehrten Impfstoffes kommt.

Unterdessen wurde nach Tagesspiegel-Informationen bei der Livestream-Sitzung der KV am Dienstag mit interessierten Modellprojekt-Ärzten darüber informiert, dass wegen Impfstoff-Engpässen noch gar nicht alle der 100 Praxen mit in das Modellprojekt genommen werden können. Eine Anfrage des Tagesspiegels bei der KV blieb zunächst beantwortet.

So wie Dutzende Ärzte in ganz Berlin, vor allem diabetologische Schwerpunktpraxen, onkologische und nephrologische Praxen, sowie Covid-19-Praxen und Hausarztpraxen bereitet sich jetzt auch die Hausärztin in Treptow-Köpenick mit ihrer potenziellen Modellpraxis auf die praktische Umsetzung des Impfens vor, „was ja an sich eines unserer Hauptgeschäfte ist“. Einen Kühlschrank, der groß genug ist, gebe es. Dann die seit Corona extra geteilten Sprechstunden, einmal für Patienten mit Husten, Schnupfen, Fieber, die von denen getrennt einbestellt werden, die nicht-coronatypische Krankheitssymptome aufweisen.

In einen Gang können Stühle gestellt werden für Patientinnen und Patienten, die geimpft wurden und die noch eine Viertelstunde lang beobachtet werden. Die Ärztin hat auch eine verschlüsselte Liste mit 200 zu impfenden chronisch Kranken zwischen 18 und 64 Jahren ihrer 1250 Patientinnen und Patienten zusammengestellt, darunter etwa Krebspatienten und Diabeteskranke. Zudem hat sie ein neues Softwareprogramm gekauft und installiert, das auch gleich die Bürokratie, also etwa Impf-Meldungen an das Robert-Koch-Institut, flexibler erledigt.

Kranksein vorspielen, das wird nicht funktionieren

„Ich habe mich beworben, ich kann loslegen und hoffe, dass ich ausgewählt werde, es fehlt nur noch der Impfstoff.“ Und die Angabe, ob dann noch eine zweite Lieferung käme, oder ob sie für die zweite Impfrunde Dosen zurückbehalten soll.

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Sollte sich jemand als chronisch krank ausgeben, um schneller an eine Impfung zu kommen, werde das in ihrer Praxis nicht funktionieren, sagt die Hausärztin. Sie stellte ihre Liste mit den Diagnosekürzeln ihrer Alt-Patienten im elektronischen Abgleich mit den Diagnosekürzellisten der KV zusammen. Darunter sich auch chronisch Lungenkranke, Asthmatiker kämen noch nicht an die Reihe. Auch pflegende Angehörige warten dringend auf die Möglichkeit, sich impfen zu lassen.

In ihrem Praxisteam seien einige schon einmal geimpft, darunter sie selbst, andere noch gar nicht, eine Kollegin war schon infiziert, erzählt die Hausärztin. Die älteren Patienten schicke sie trotz deren Bedenken, sich dort anzustecken, zu den Impfzentren. Seit vergangener Woche werden die entsprechenden Einladungen für die Zentren auch an über 65-Jährige verschickt.

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