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Berlin: Misere statt Musical-Metropole

Weil die Berliner weniger Geld in der Tasche haben, laufen nur die Klassiker gutVON MATTHIAS OLOEW BERLIN.Zum zweiten Mal hintereinander macht ein Musical Negativschlagzeilen: "Elvis" im Theater der Freien Volksbühne an der Schaperstraße ist ab sofort abgesetzt.

Weil die Berliner weniger Geld in der Tasche haben, laufen nur die Klassiker gutVON MATTHIAS OLOEW BERLIN.Zum zweiten Mal hintereinander macht ein Musical Negativschlagzeilen: "Elvis" im Theater der Freien Volksbühne an der Schaperstraße ist ab sofort abgesetzt.Die Darsteller sind auf und davon, weil sie nicht bezahlt wurden.Erst vor zwei Wochen kochten die Gerüchte um "Space Dream" im Flughafen Tempelhof hoch.Und das Theater des Westens wartet noch immer auf verbindliche Zusagen des Kultursenators für die kommende Spielzeit.Der Traum der Musical-Metropole droht zu zerplatzen.Von einer ausgelassenen Partystimmung ist in Tempelhof keine Spur.Wenn das Musical "Space Dream" im eigenen Theater am Flughafen heute sein einjähriges Bestehen feiert, werden die Jubelrufe verhalten ausfallen.Denn die Produktion ist lange nicht so erfolgreich wie erwartet.Sie steht mit den Mietzahlungen an die Berlin-Brandenburg Flughafenholding im Rückstand, aber ein Tilgungsplan liegt vor.Musical und Flughafenbetreiber sind sich einig: "Space Deam" wird weitergespielt.Mit einem leeren Theater steht jetzt der Geschäftsführer des Vereins Freie Volksbühne, Bernd Szittnick, da."Elvis" war bis zum 8.März gebucht.Die Darsteller mit Mark Janicello an der Spitze haben aber die Koffer gepackt, nachdem die Produktionsfirma RST-Promotion die vertraglichen Zusagen nicht einhalten konnte.Ein Erfolg beim Publikum war das Musical ohnehin nicht.Szittnicks Vermutung: "Es tummeln sich zu viele Leute auf dem Musicalmarkt, die zu wenig Know-how mitbringen."Ein weiterer Grund für das mangelnde Musical-Interesse: Die Berliner haben immer weniger Geld in der Tasche.Da sinkt die Bereitschaft, sich bei teuren Eintrittspreisen auf weniger bekannte Stücke einzulassen.Hingegen laufen die Klassiker gut, wie zum Beispiel "My Fair Lady" im Theater des Westens, oder die "Comedian Harmonists" in der Komödie am Kurfürstendamm, die täglich ausverkauft sind.Hier ist es weniger das Stück, als die bekannten Gassenhauer aus den dreißiger Jahren, die zum Publikumsmagnet wurden.Die Konkurrenz bleibt davon unbeeindruckt.Im Schiller-Theater wurde gestern das "Carmen"-Gastspiel bis 8.März verlängert.Matthias Maith, Sprecher der Wolfgang-Boksch-Musicalproduktion spricht von einem "großen Erfolg".Auch Steffen Ball, Stella-Firmensprecher, will die derzeitige Musical-Misere nicht zu hoch bewerten: "Bei den Produktionen, die jetzt in Berlin laufen, sind Halbwahrheiten dabei, die nicht durchdacht sind." Stella wird das Musicaltheater auf dem debis-Gelände betreiben.Am 2.Oktober soll sich hier das erste Mal der Vorhang heben, für April 1999 ist die Premiere des Stückes geplant, das daraufhin mehrere Jahre laufen soll; wahrscheinlich eine Disney-Produktion.Steffen Ball: "Wir setzen auf die steigende touristische Attraktivität Berlins", die mehr Besucher in die Musicals locken soll.Die zusätzliche Konkurrenz schockt die Boksch-Truppe im Schiller-Theater nicht.Boksch-Sprecher Maith ist optimistisch: "So wird Berlin zum Musical-Reiseziel."(ADN-Interview) Rohbau im Preußischen Herrenhaus beginnt - Bundesrat zieht 1999 einBerlin (ADN-bln).Im Zuge der Herrichtung des Preußischen Herrenhauses als Domizil für den Bundesrat in Berlin-Mitte werden in der nächsten Woche die Rohbauarbeiten beginnen.Dazu muß die zu DDR-Zeiten in das Gebäude nachträglich eingezogene Zwischendecke der Kantine über der Wandelhalle entfernt werden, wie Gerhard Zodtner vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung am Donnerstag der Nachrichtenagentur ADN sagte.Das Haus war 1901 bis 1904 von Friedrich Schulze in Form einer spätbarocken, dreiflügeligen Palastanlage mit großem Ehrenhof errichtet worden.Der Eingangsbereich und zum Teil zugebaute Treppenaufgänge wurden bereits freigelegt, um originalgetreu samt Stuck wiederhergerichtet zu werden.Auch die Natursteinfassade des denkmalgeschützten Baus in der Leipziger Straße ist bereits von ihrer Schmutzschicht befreit, und erstrahlt seit kurzem wieder in neuem Glanz.Aufwendig wird Zodtner zufolge das Versetzen tragender Wände.Die von ihnen gehaltenen Lasten müßten erst mit Trägern abgefangen und umgelagert werden.In dem umgebauten Gebäude wird es entsprechend dem Nutzungskonzept des Bundesrats mehrere Sitzungssäle geben.Für die gewünschte Raumaufteilung müssen auch neue Trennwände gezogen werden.Nach dem Umbau wird der Bundesrat in Berlin mit rund 14.000 Quadratmetern Hauptnutzfläche doppelt soviel Platz haben wie in Bonn.Die Instandsetzung der unterschiedlichen Dächer soll voraussichtlich im Mai beginnen.Für den Umbau des Gebäudes nach Plänen des Hamburger Architekten Peter Schweger sind nach Auskunft Zodtners rund 194 Millionen Mark veranschlagt.Die Fertigstellung des Hauses sei für Oktober 1999 geplant.Allerdings werde die Herrichtung des Plenarsaals erst im Mai des Jahres 2000 abgeschlossen.Solange wird die Länderkammer im Sitzungssaal des benachbarten Berliner Abgeordnetenhauses Gastrecht genießen.Erbaut als Preußisches Herrenhaus wurde das historische Gebäude 1934 dem Reichsluftfahrtministerium zugeordnet und in "Preußenhaus" umbenannt.Die DDR stellte den im Zweiten Weltkrieg beschädigten Bau teilweise wieder her, der dann unter anderem von der Akademie der Wissenschaften genutzt wurde.Nach der Einheit war das Herrenhaus zunächst als repräsentativer zweiter Dienstsitz für die in Bonn verbleibenden Bundesministerien vorgesehen.Damals wollte der Bundesrat seinen Sitz in Bonn behalten.Im September 1996 beschloß die Länderkammer aber dann, doch zusammen mit Bundestag und Bundesregierung an die Spree umzuziehen.

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