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Im brandenburgischen Finowfurt durchsuchten die Ermittler das Haus und die Kleingartenanlage eines Verdächtigen.

© Paul Zinken/dpa

Missbrauchsfall in Münster: Brandenburger soll an schwerem Missbrauch beteiligt gewesen sein

Ein 42-jähriger Familienvater aus Finowfurt zählt zu den Tatverdächtigen. Die Ermittler gehen davon aus, dass es noch weitere Opfer gibt.

Von Sandra Dassler

Der am Wochenende bekannt gewordene schwere Fall von massenhaftem schweren Kindesmissbrauch könnte noch weitaus größere Dimensionen haben als bisher bekannt. Das sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Münster, Oberstaatsanwalt Martin Botzenhardt am Sonntag dem Tagesspiegel: „Wir können das auf keinen Fall ausschließen, zumal ein Großteil der beschlagnahmten Daten noch gar nicht ausgewertet sind.“

Nach drei Wochen intensiver Ermittlungen seien elf Tatverdächtige festgenommen worden, von denen sieben in Untersuchungshaft sitzen, sagte der Oberstaatsanwalt weiter. Es könnten durchaus noch mehr werden. Und das gelte leider auch für die Opfer. Nach bisherigen Erkenntnissen wurden mindestens drei Jungen im Alter von fünf, zehn und zwölf Jahren von den beschuldigten Männern, die unter anderem aus Köln, Kassel, Hannover, Staufenberg bei Kassel und Finowfurt in Brandenburg kommen, schwer missbraucht.

Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz von Polizei und Staatsanwaltschaft in Münster hatte sich der Leiter der Ermittlungen, Joachim Poll, am Sonnabend erschüttert über die Brutalität und Skrupellosigkeit der Tatverdächtigen geäußert. Hauptbeschuldigter ist ein 27-Jähriger aus Münster, Haupttatort offenbar eine Gartenlaube in Münster, die der 45-jährigen Mutter des mutmaßlichen Haupttäters gehörte.

Sie soll ihrem Sohn den Schlüssel überlassen haben, in dem Wissen, was er dort vorhatte. Die Ermittler gehen davon aus, dass der fünf- und der zehnjährige Junge beispielsweise in der Nacht vom 25. auf den 26. April 2020 in der Laube vom Hauptverdächtigen und drei weiteren Männern über Stunden hinweg schwer missbraucht wurden.

Der Tatverdächtige aus Finowfurt hat eine Frau und zwei Söhne

Zu den Peinigern soll – wie der Oberstaatsanwalt Botzenhardt bestätigt – auch der Mann aus Finowfurt gehören, der ebenfalls in U-Haft sitzt. Er habe eine Frau und zwei Söhne, von denen einer schon erwachsen ist, hieß es am Sonnabend auf der Pressekonferenz. Die Polizei in Frankfurt (Oder) bestätigte, dass sie im Zuge der Ermittlungen ihrer Münsteraner Kollegen Amtshilfe geleistet und den Mann in der vergangenen Woche in seinem Wohnort festgenommen hatte.

Dabei waren das Haus sowie ein Kleingarten durchsucht worden. Zu den Ergebnissen der Durchsuchungen wollte die Polizei im Hinblick auf die laufenden Ermittlungen keine Angaben machen. Aktuellen Medienberichten zufolge hatte das Jugendamt Münster in den Jahren 2015 und 2016 sogar Kontakt zu der Familie des 27-jährigen Hauptbeschuldigten, der den zehnjährigen Sohn seiner Lebensgefährtin missbraucht und anderen Männern zum Missbrauch angeboten haben soll.

Der Hauptverdächtige war bereits zweimal verurteilt worden

Das Amt wusste auch, dass der 27-Jährige bereits zweimal wegen des Besitzes und Vertriebs von kinderpornografischen Daten verurteilt worden war. Ein Familiengericht habe damals aber keinen Anlass gesehen, den damals 5-jährigen Sohn aus der elterlichen Verantwortung zu nehmen, hieß es.

Zu diesem Sachverhalt könne er sich nicht äußern, sagte Oberstaatsanwalt Botzenhardt, allerdings sei der Verdächtige bei seiner jetzigen Festnahme noch in der Bewährungszeit gewesen. Seine Therapie-Auflagen habe er wohl erfüllt, zumindest konnte er entsprechende Bescheinigungen vorlegen.

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