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Update

Missbrauchsskandal bei der Parkeisenbahn Wuhlheide: Angeklagte geben „Sexualkontakte“ zu

Im letzten Verfahren um den Missbrauchsskandal bei der Parkeisenbahn Wuhlheide haben die zwei Angeklagten zugegeben, dass sie sexuellen Kontakt zu einem Jungendlichen hatten, bestreiten jedoch Missbrauch. Für den Träger wird ein Neustart immer schwieriger.

Bei der Parkeisenbahn ist man dabei, die Weichen neu zu stellen. Doch die Last der Vergangenheit wiegt schwer. Zum vierten und vermutlich letzten Mal geht es ab diesem Montag vor Gericht um den Missbrauchsskandal bei der Freizeitbahn in der Wuhlheide. Zwei frühere ehrenamtliche Mitarbeiter müssen sich für sexuelle Übergriffe auf einen Jungen verantworten.

Am ersten Prozesstag haben die beiden die Vorwürfe bestritten. Die früheren ehrenamtlichen Mitarbeiter der Anlage in der Wuhlheide gaben am Montag zwar zu, Sex mit einem 16-jährigen Jugendlichen in ihren Wohnungen gehabt zu haben. Er sei ihnen jedoch nicht zur Betreuung anvertraut gewesen, es habe kein Abhängigkeitsverhältnis bestanden.

Die Anklage geht dagegen davon aus, dass die 30 und 39 Jahre alten Männer führende Positionen in der Hierarchie der Parkeisenbahn ausnutzten, um sich an dem Jungen zu vergehen. Er sei erst 15 Jahre alt gewesen, als es auf einer Ferienfahrt 2008 zu ersten sexuellen Übergriffen gekommen sei. as Opfer sei damals 15 Jahre alt gewesen. In den drei früheren Prozessen hatten fünf angeklagte Ex-Mitarbeiter der Parkbahn gestanden. Ein Bahnhofsleiter wurde zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt und erhielt damit die härteste Strafe. Die Ermittlungen um die Serie pädophiler Taten sind inzwischen nach Angaben eines Beamten abgeschlossen.

Gregor E. und Gregor A. waren zur Tatzeit zwischen Mai 2008 und April 2010 unter anderem als Betreuer für Kinder und Jugendliche tätig.

Die kleine Eisenbahn in der Wuhlheide galt als ein Idyll für junge Hobby-Bahner: Kinder und Jugendliche können Fahrkarten verkaufen, Signale stellen, Gleise kontrollieren. Ein Aufstieg bis zum Zugführer ist möglich. Erwachsene Ehrenamtliche leiten die Kinder an. Doch die Verantwortlichen sahen lange Warnsignale nicht oder wollen diese nicht ernst nehmen. Über Jahre wurden Jungen sexuell missbraucht.

Die Taten, so scheint es, hatten System. Sieben Männer, so die Ermittlungen, nutzten die hierarchischen Strukturen und Abhängigkeiten, um kleine Bahner gefügig zu machen. Um aufzusteigen, müssen Prüfungen absolviert werden. Die Täter signalisierten Hilfe für die nächste Hürde. Die Opfer verschwiegen lange die Übergriffe, die sie erduldeten. Erst im September 2010 sorgte die Schwester eines Jungen für ein Strafverfahren.

Nach und nach wurde die schockierende Serie von pädophilen Taten bekannt – und zuletzt auch das jahrelange Vertuschen. Als die Ermittlungen begannen, zeigte sich die Leitung der als gemeinnützige Gesellschaft geführten Anlage in Köpenick zunächst überrascht, man ging auf Distanz zu den Verdächtigen. Doch der langjährige Geschäftsführer der Parkeisenbahn GmbH, Ernst Heumann, soll schon im Jahr 2002 von einem Übergriff erfahren haben. Ein Junge habe damals von intimen Berührungen eines Ausbilders berichtet. Konsequenzen gab es nicht. Der Täter blieb bis 2010. Zehn Tage vor dem dritten Urteil in dem Skandal trat Heumann zurück. Er wolle dazu beitragen, den „laufenden Erneuerungsprozess bei der Parkeisenbahn nicht ins Stocken zu bringen“, hieß es.

Der Neustart aber ist schwierig. Es drohen auch der Wegfall des Titels „anerkannter Träger der freien Jugendhilfe“ und damit der Wegfall staatlicher Mittel, wenn sich die Strukturen nicht grundlegend ändern. Ein Runder Tisch zur Zukunft der Schmalspurbahn wurde eingerichtet. In einem ersten Schritt sollten die Kinder ein Mitspracherecht bekommen und mit in die Vertretung gewählt werden. Man beschoss, eine Kinderschutzbeauftragte zu installieren, ein Führungszeugnis von den erwachsenen Mitarbeitern zu fordern und zu verhindern, dass ein Ehrenamtlicher im Dienst allein mit Kindern arbeitet.

Inzwischen sind fünf Täter verurteilt. Ein Ex-Werkstattleiter wurde im März wegen Missbrauchs eines 15-Jährigen zu anderthalb Jahren auf Bewährung bestraft. Der Junge wurde auch von einem Mann missbraucht, gegen den im Oktober 2011 zwei Jahre Haft auf Bewährung ergingen. Das härteste Urteil fiel im Juni. Ein Ex-Bahnhofsleiter muss für drei Jahre und neun Monate in Haft.

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