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Berlin: Misshandeltes Kind noch in Lebensgefahr

Lebensgefährte der Mutter schlug das einjährige Mädchen. Er gestand die Tat und sitzt jetzt in U-Haft

Der Gesundheitszustand der knapp einjährigen Djamila aus Lichtenberg, die am Mittwoch schwer misshandelt worden ist, bleibt kritisch. „Sie schwebt noch immer in Lebensgefahr“, erklärte die Polizei. Die Ärzte der Lindenhof-Klinik, wo das Kind behandelt wird, wollten gestern keine Angaben machen.

Gegen den 21-jährigen Lebensgefährten der Mutter, Oliver G. , wurde gestern Abend auf Antrag der Staatsanwaltschaft ein Haftbefehl erlassen – „wegen Misshandlung Schutzbefohlener“, so Justizsprecher Michael Grunwald. Zuvor habe er die Tat nach langen, intensiven Vernehmungen eingeräumt und bereut. Er sitzt nun in Untersuchungshaft.

Wie berichtet, hatte der Mann Djamila am Mittwochmorgen zur Kita in der Plonzstraße gebracht. Dort wurden ihre Verletzungen entdeckt: Das Gesicht des Mädchens war völlig zugeschwollen, das Kind zitterte am ganzen Körper und blutete aus der Nase. Die Kita-Erzieherinnen riefen einen Notarzt, der schwere Schädelverletzungen feststellte.

In der Vernehmung bei der Kripo gab Oliver G. anfangs an, das Kind „einmalig“ und „nicht mit ganzer Kraft“ geschlagen zu haben. Er sei ausgerastet, weil Djamila ihren Hustensaft nicht habe nehmen wollen. Aufgrund der schweren Verletzungen hielten die Ermittler diese Angaben aber für unglaubwürdig. Die 19-jährige Mutter des Kindes sei „völlig entsetzt“ darüber, was sie bei der Kripo erfahren habe, hieß es. Das Kind sei noch gesund gewesen, als sie morgens zur Berufsschule fuhr. „Dann musste sie plötzlich am Telefon erfahren, dass ihre Tochter in Lebensgefahr ist“, sagte ein Ermittler. Als sie ihren Lebensgefährten auf der Intensivstation traf, hatte Oliver G. noch behauptet, das Kind sei bei „Laufversuchen“ gegen einen Schrank gestoßen. Doch im ersten Gespräch mit der Kripo sei schnell klar geworden, dass er mit dem Kind alleine gewesen war und es geschlagen hat.

Die Mutter soll Oliver G. , der bereits wegen Diebstahls und Eigentumsdelikten bei der Polizei bekannt ist, seit mehreren Jahren kennen. Seit sechs Monaten sei sie mit ihm zusammen. Sie hatte ihn bei den Ermittlern als sehr „liebevoll“ im Umgang mit Djamila beschrieben. Umso geschockter sei sie gewesen, als sie von den Ermittlungsergebnissen erfuhr. Die 19-Jährige wird derzeit von einer Sozialarbeiterin betreut, sagte der zuständige Jugendstadtrat Michael Räßler (Linkspartei). „Wenn später das Jugendamt gefordert ist, sind wir zur Stelle.“ Der Jugendstadtrat bestätigte, dass die Familie bislang nicht auffällig geworden war.

Erst vor drei Wochen hatte die Kripo in Treptow den 25-jährigen Sven H. festgenommen, der seine vierjährige Stieftochter Isabel misshandelt haben soll. Er wird verdächtigt, sie gebissen, gewürgt, geschlagen und unter eine eiskalte Dusche gestellt zu haben. Sven H. erhielt deshalb einen Haftbefehl – allerdings mit Verschonung, da der Richter keine Haftgründe wie Fluchtgefahr sah. Am 25. August wurde die Verschonung wieder aufgehoben: Die Staatsanwaltschaft hatte Beschwerde eingelegt und der Haftrichter hatte zugestimmt. Gerüchte, wonach eine Räumungsklage für die Wohnung von Sven H. der Grund sein soll, wollte die Staatsanwaltschaft nicht bestätigen.

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