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Berlin: Mission Carotin

Esst mehr Gemüse, nehmt weniger Drogen: Helge Schneider wirbt für seine neue Show

Dieser Mann hat offenbar eine Obsession für längliche Lebensmittel. Stand seine letzte Tour „Plautze voll“ noch im Zeichen der Currywurst, hat der Komiker aus Mühlheim sich diesmal die Karotte zum Symbol erwählt. Seine Begründung ist so simpel und doch verworren, wie man es von Helge Schneider kennt: „Ich will die Möhre als Essenssache vorstellen“, erzählt er den Presseleuten, die am Freitag in die Volksbühne gekommen sind, um einen Vorgeschmack auf sein neues Album zu bekommen. „Also habe ich ein Lied geschrieben, in dem ich mich gegen den Genuss von Rauschgift verteidige, äh, also rebelliere.“

Und dann erzählt Schneider in einem seiner verschwurbelten Monologe, wieso er die Vitamine dem Opiat vorzieht. Dabei geht es um schlimme Jugenderfahrungen, unreine Haut, um Omas, die wegen fünf Mark gewürgt werden, und natürlich auch ums „Ficken“. Dann stellt er noch schnell seine neue Band vor, die Jazzrock-Größen Jimmy Woode und Pete York, schaltet die Nebelmaschine an und legt los. Sein „Mörchen-Lied“ ist eine holprige Mischung aus Schunkelwalzer und Elektrobeat mit Reggae-Elementen. Textlich geht es um die persönlichkeitsverändernden Folgen von „Magihuana“, um Möhrchen, die sich auf Schweineöhrchen reimen, und am Schluss wird ein Loblied für Karotten aus dem Glas draus. Wer „Katzeklo“ mochte, wird auch hieran Gefallen finden. Auch sonst scheint sich Schneider treu geblieben zu sein. Optisch sowieso, von der struppigen Perücke bis zum blauen Cordanzug. Frischen Wind bringt die neue Band, die ein bisschen jazziger und rockiger klingt als damals Peter Thoms und Buddy Casino. Wo er seine neuen Mitstreiter gefunden hat, wird er zwischen zwei Liedern gefragt. „Bei Tchibo.“ Wieso er die Möhre als Symbol gewählt hat? „Wegen dem Carotin.“ Launisch pariert er noch zwei, drei andere Fragen. Dann knipst er den Synthesizer wieder an, gibt einen Discobeat vor, singt „Lass mich bitte, bitte, bitte auf Dir reiten“ und hüpft dazu ungelenk über die Bühne. Als er sich am Schluss für die Fotografen eine Handvoll Möhren aus der Bühnendekoration in den Mund schieben soll, scheint ihn zum ersten Mal ein Unbehagen zu beschleichen. „Da habe ich ja wieder was ins Leben gerufen.“ Und für einen Moment macht er mal keine Faxen, sondern sieht überraschend angestrengt aus.

Helge Schneider gastiert mit seiner Show „Verzei mir, Baby“ vom 10. bis 16. 1. im Schillertheater. Karten an allen bekannten Vorverkaufsstellen und unter Tel. 6110 1313

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