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Berlin: Mit dem Benzinpreis steigt die Zahl der Sprit-Diebstähle Abgezapft wird besonders in Mitte und an Ausfallstraßen

Als der polnische LkwFahrer am Morgen in Pankow seinen Laster starten wollte, gab der Motor nur schnarrende Geräusche von sich. Der Tank war leer.

Als der polnische LkwFahrer am Morgen in Pankow seinen Laster starten wollte, gab der Motor nur schnarrende Geräusche von sich. Der Tank war leer. Über Nacht hatten Dieseldiebe den Tankverschluss des Lkw geknackt und 500 Liter Diesel abgepumpt. Der Diebstahl ist kein Einzelfall. Offenbar im Zusammenhang mit den steigenden Benzinpreisen wird auch mehr Sprit gestohlen. Besonders viel in Berlins Mitte: Über 340 Taten hat die Polizei allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres gesammelt. Das sind fast 20 Prozent mehr als im ersten Quartal des Vorjahres.

Besonders schlau glaubte sich ein Mercedes-Fahrer anzustellen: Damit die Videokamera der Tankstelle sein hinteres Kennzeichen nicht filmen kann, fuhr er mit geöffnetem Kofferraumdeckel zur Tankstelle, füllte den Tank und gab Gas, ohne zu bezahlen. Doch Pech für ihn – eine zweite Kamera nahm das Auto von vorne auf.

Andere Täter haben bessere Chancen davonzukommen: Meist fahren sie mit gestohlenen Kennzeichen auf die Tankstelle, tarnen sich mit Mütze und hochgezogenem Kragen. Auf den Überwachungsvideos sind sie dann nicht zu identifizieren.

In der Polizeidirektion 4 (Zehlendorf, Steglitz, Tempelhof, Schöneberg) wurden im vergangenen Jahr fast 1000 Benzindiebstähle angezeigt – und fast genauso viele Anzeigen wegen gestohlener Nummernschilder erstattet. „Man kann davon ausgehen, dass auf jeden gemeldeten Diebstahl eines Kennzeichens eine Anzeige wegen Benzindiebstahls kommt“, sagte ein Beamter. Etwa 40 Prozent der Fälle werden aufgeklärt.

Tankstellen an Ausfallstraßen und in der Nähe der Autobahn sind bei Benzindieben wegen der günstigen Fluchtmöglichkeit besonders beliebt, sagte der Vorsitzende des Verbandes des Tankstellengewerbes, Marco Föhr. Eine Tankstelle an der Falkenseer Chaussee in Spandau nahe der Grenze zu Brandenburg war gleich vier Mal an einem Tag Opfer.

Den Schaden übernimmt bei Markentankstellen der Mineralölkonzern, sagte Föhr. Der Tankstellenpächter verliert nur seine Provision von rund 1,5 Cent pro Liter. Auf ein System wie in Amerika – erst zahlen, dann tanken – hat man in Deutschland bisher verzichtet. Auch Schranken und Kassenhäuschen an der Ausfahrt gibt es nur an wenigen Tankstellen. weso

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