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Berlin: Mit dem BVG-Ticket durch Rom

Ein Vergleich mit dem öffentlichen Nahverkehr der italienischen Hauptstadt

Rund 700 BVG-Kunden sind in diesem Jahr bisher gratis mit Bahnen und Bussen durch Rom gefahren. Wer eine Jahreskarte der BVG besitzt, darf einmal im Jahr eine Woche lang auch kreuz und quer durch die Hauptstadt Italiens kutschieren. Das Berlin-Rom-Ticket gibt es in einem kleinen Informationspavillon der Verkehrsgesellschaft Atac auf dem Platz vor dem Bahnhof Termini. Römer erhalten ihr Ticket für Berlin im Informationspavillon der BVG am Bahnhof Zoo.

Dann kann das Abenteuer beginnen. Netzpläne mit dem Verzeichnis der Bahn- und Buslinien gibt es für beide Städte. Fahrpläne theoretisch auch. Doch während die BVG zumindest versucht, sie einzuhalten, ist das in Rom eher Glücks- oder auch Glaubenssache. Die Bahnen und Busse kommen dort entweder kurz hintereinander, so dass man eigentlich gar keinen Fahrplan brauche, wie Franco Serafini von der für Busse und Bahnen zuständigen Gesellschaft Trambus sagt, oder sie kommen gar nicht. Wann sie fahren, entscheide Maria, lacht er, vor einer Madonnenfigur stehend.

Fest verlassen können sich die Römer dagegen auf die Fahrpreise. Seit 1994 wurden sie nicht erhöht; eine Einzelfahrt kostet 75 Cent, die Monatskarte 75 Euro und die Jahreskarte 180 Euro. Der billigste Einzelfahrschein des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB) dagegen kostet 2,10 Euro, die günstigste Monatskarte 56 Euro und die Jahreskarte mindestens 532 Euro. Die Preise sollen 2003 erneut steigen.

Denn während der Senat in Berlin – egal, wie er sich zusammensetzt – seit Jahren behauptet, er wolle den öffentlichen Nahverkehr fördern, um die Umwelt zu entlasten, handelt die römische Verwaltung: Sie legt die Tarife fest und hält sie seit 1994 stabil, um auch die Autonarren zum Umsteigen zu bewegen. Dafür bezuschussen Kommune und Regionalverwaltung den Nahverkehr mit konstanten Beträgen.

Die Verkehrsgesellschaft Atac wiederum lockt mit weiteren Angeboten. Abonnenten erhalten nicht nur eine Informationszeitschrift, sondern zum Beispiel auch Vergünstigungen für Theater, und die Abonnenten dürfen in der Stadt der knappen Parkplätze auf Stellflächen vor Haltestellen gratis parken. Der Erfolg: Um fünf Prozent sei die Zahl der Fahrgäste in den vergangenen Jahren jeweils gestiegen, sagt Luca Avarello, der Atac-Planungsmanager.

Rom setzt weiter auf den Nahverkehr. Das U-Bahn-System, das nur aus zwei Linien mit einer Länge von zusammen 36,6 Kilometern besteht, soll ausgebaut werden. Eine 39 Kilometer lange dritte Linie soll bis 2010 fertig sein. In Berlin will der Senat dagegen das 143,7 Kilometer lange Streckennetz nicht erweitern. Selbst die fehlenden zwei Kilometer zur Verlängerung der Linie U 5 sollen bis 2010 nicht ausgebaut werden. Das sind die Berliner Verhältnisse.

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