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Berlin: Mit dem Glas in der Hand über die Straße Kunst und Wein in Berliner Galerien

Das war selbst für die quirlige Auguststraße ein ungewöhnliches Bild: Unentwegt kreuzten sie Passanten mit leeren Weingläsern in der Hand, drängelten sich auf den Gehwegen, plauderten, suchten. Das Experiment des Verbands der Prädikatsweingüter (VDP), zum 100.

Das war selbst für die quirlige Auguststraße ein ungewöhnliches Bild: Unentwegt kreuzten sie Passanten mit leeren Weingläsern in der Hand, drängelten sich auf den Gehwegen, plauderten, suchten. Das Experiment des Verbands der Prädikatsweingüter (VDP), zum 100. Geburtstag statt der üblichen Präsentation lieber in zahlreiche Berliner Galerien auszuschwärmen, scheint ein Erfolg gewesen sein – die Winzer jedenfalls zeigten sich überwiegend beglückt, ihre Gäste erheitert. „Ich finde das großartig“ sagte die Moselwinzerin Esther Schäfer, die mit der DNA-Aktionsgalerie in Mitte eines der Zentren der Veranstaltung erwischt hatte, „hier geht es viel fröhlicher zu, als wenn wir nur einfach unsere Weine zeigen“. Im selben Raum drängten sich die Weinfans um den Pfälzer Hansjörg Rebholz, der zwischen seinen Flaschen und der Fensterscheibe grad noch Platz zum Stehen hatte.

Ein wenig ruhiger ging es in der Gegend um den Strausberger Platz zu, wo nur drei Galerien auf die Besucher aus den Shuttle-Bussen warteten. Dafür bot sich hier eher Gelegenheit, auch einen Blick auf die ausgestellten Kunstwerke zu werfen, die im Gewühl der Auguststraße ins Hintertreffen gerieten. Der Galerist Cai Wagner empfing die Besucher mit Werken der Künstlerin Natascha Stellmach zwischen nackten Betonsäulen und erläuterte, dass er die Karl-Marx-Allee für ihre Lage schätze, die noch nicht wirklich definiert sei. Dies biete große Möglichkeiten, die es in Mitte nicht mehr gebe. Die Verbindung mit dem Thema Wein versinnbildlicht für ihn das dazu passende Lebensgefühl.

Ein Stück weiter in der Galerie Adamski, die vor allem Fotokunst zeigte, ging es enger zu, doch die Winzer Peter Jost und Paul Fürst hatten genug Platz, um ihre aktuellen Sortimente vorzuführen. „Wir präsentieren unsere Weine ja öfter in Museen“, sagte Jost, „aber das hier ist eine andere, jüngere Atmosphäre, viel weißer, offener, ohne Dinosaurier.“ Er hofft wie die meisten seiner Kollegen, dass das Jubiläumsexperiment mit einer erfolgreichen Bilanz endet und wiederholt werden kann – was allerdings angesichts des hohen Aufwands fraglich scheint.

Fröhlichen Fatalismus verbreitete Werner Näkel von der Ahr, bei dem es am späten Vormittag in der Galerie Ben Kaufmann am Strausberger Platz noch recht ruhig zuging. Falls keine Besucher kämen, sagte er, sei auf jeden Fall genug Wein da, und man habe ja auch noch den Italiener nebenan: „Nur die Verhandlungen über das Korkgeld müssen wir noch zu Ende führen.“ Bernd Matthies

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