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Berlin: Mit dem Messer in die Moschee

Geistlicher von 39-jährigem Türken bedroht. Täter verletzte Polizisten und fügte sich später Schnitte am Hals zu

Die Männer im Innenhof der Moschee am Columbiadamm in Neukölln haben vor ihrem Freitagsgebet nur ein Gesprächsthema: Wer war der Messerstecher, der hier am Morgen den Imam bedroht, einen Polizisten in den Arm gestochen und sich anschließend selbst schwer am Hals verletzt hat?

Gegen 8.45 Uhr ging der 39-jährige Türke Ahmet K. aus Neukölln auf den Imam der Moschee, Recep Türkoglu zu. Türkoglu ist auch der Vorsitzende der „Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion“. Mit einem Messer in der Hand bedrohte Ahmet K. den 59-jährigen Moschee-Chef. „Er hat verlangt, dass ich den türkischen Fernsehsender TRT anrufen soll und Reporter hierher hole“, sagt Türkoglu. Der Mann habe wirr dahergeredet und davon erzählt, dass jemand ihn und seine Familie fertig machen wolle. Bereits am Donnerstagabend sei der Mann in Türkoglus Büro in der Moschee gekommen und habe ihn gebeten, im Innenhof übernachten zu dürfen. „Aber das habe ich abgelehnt. Das ist nicht erlaubt, außerdem kann viel zu viel passieren“, sagt Türkoglu. Der Mann sei ihm bis dahin völlig unbekannt gewesen.

Als der offenbar geistig verwirrte Ahmet K. dann Freitagfrüh mit dem Messer vor ihm steht, ist der Imam gerade beim Schneeschippen. Weil er einen Eiskratzer in der Hand hat, habe er den Täter von sich fern halten können. „Mir ist es dann gelungen, über mein Handy die Polizei zu rufen“, sagt er. Dabei habe der Täter gerufen: „Wenn Du lügst, bringe ich Dich um.“

Nur wenig später trifft der erste Polizeiwagen vom Abschnitt 55 ein. „Die Beamten haben einen unscheinbar wirkenden Mann vor der Moschee stehen sehen, der die Hände in der Hosentasche hat“, sagt ein Polizeisprecher. Doch der Schein trügt. Als die Polizisten sich nähern, sticht Ahmet K. einem der Beamten, einem Polizeihauptmeister, in den linken Oberarm. Daraufhin flüchtet der Täter in den Innenraum der Moschee. Mittlerweile sind mehrere Teams des Spezialeinsatzkommandos (SEK) der Polizei verständigt. Sie dringen in das Gebäude ein. Dort finden sie den Täter stark blutend vor. Er habe sich selbst in den Hals gestochen, hieß es bei der Polizei.

Ein Notarztwagen brachte den Täter ins Krankenhaus Neukölln. Dort wurde er operiert. „Er schwebt aber nicht in Lebensgefahr“, sagte ein Polizeisprecher. Auch der verletzte Polizeihauptmeister kam ins Krankenhaus. Er wurde aber nach dem Nähen der Wunde wieder entlassen. „Es geht ihm den Umständen entsprechend“, sagte ein Beamter. Zum Motiv des Täters konnte die Polizei noch nichts sagen. Ahmet K. sei bislang nur wegen „kleinerer Delikte wie Körperverletzung und Diebstahl aufgefallen“, hieß es bei der Polizei. Recep Türkoglu erzählt, dass bereits vor zehn Tagen ein anderer Mann vor der Moschee gestanden und „Ärger gemacht“ habe. Der Mann hatte Geld verlangt. „Wir haben ihn aber wieder weggeschickt“, sagt der Imam. Erklären könne er sich die Vorkommnisse nicht. Allerdings sei ihm auch gleich die Tat vom 26. Januar in Gelsenkirchen durch den Kopf gegangen: Dort hatte ein 59-jähriger Türke nach dem Morgengebet in einer Moschee zwei seiner Landsleute erschossen. Motiv: Verletztes Ehrgefühl. Zunächst flüchtete der Täter. Wenig später ließ er sich widerstandslos in seiner Wohnung festnehmen.

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