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Berlin: Mit dem Mietspiegel kommt die Erhöhung

In Friedrichshain werden Wohnungen 20 Prozent teurer. Der Senat sieht keinen Anlass zur Sorge

Der neue Mietspiegel liegt seit wenigen Tagen auf dem Tisch - müssen viele Berliner nun mehr Geld für ihre vier Wände zahlen? Aufregung gibt es vor allem in Friedrichshain: Die dortige Wohnungsbaugesellschaft (WBF) schickte Anfang der Woche mehr als 1000 Mietern eine Erhöhung ins Haus.

Beispiel: Eine von der WBF verwaltete 74-Quadratmeter-Wohnung an der Singerstraße hat bislang 322 Euro kalt gekostet. Jetzt sollen die Mieter 368 Euro zahlen. Das liegt nach Angaben des Vorsitzenden des Mieterbeirats, Diethelm Graetsch, nur drei Cent unter der Höchstgrenze im Mietspiegel – Erhöhungen also von bis zu 15 Prozent, dicht unter der zulässigen Höchstgrenze.

Hartmann Vetter, Vorsitzender des Berliner Mietervereins, grollt gegen die WBF: „Die Erhöhungen dieser Wohnungsbaugesellschaft orientieren sich an den Maximalwerten des neuen Mietspiegels, nicht an der so genannten Spanneneinordnung, die den besonderen Zustand der einzelnen Wohnung und deren Ausstattung berücksichtigt.“ Die Spanneneinordnung liegt meist unter der Höchstgrenze, die nach dem Mietspiegel verlangt werden kann.

Graetsch, der Vorsitzende des Mieterbeirats der betroffenen Parteien an der Andreas-, Koppen- und Singerstraße, will jetzt Gutachten zu den Mieterhöhungen anfertigen lassen – denn: „Mieterhöhungen ja, aber nicht bis an die Höchstgrenze des neuen Mietspiegels.“

Bei der WBF weist man die Vorwürfe zurück: „Wir haben zwar in einigen Fällen die Miete erhöht, dabei aber immer die Spanneneinordnung berücksichtigt, also den individuellen Zustand und die Ausstattung der Wohnungen“, sagte Martina Kubisch, Pressesprecherin der Wohnungsbaugesellschaft. Zudem sei nur etwa jede siebte Partei in den sanierten 7000 Plattenbauwohnungen von den Mieterhöhungen betroffen.

In der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, die den neuen Mietspiegel herausgibt und mit erarbeitet hat, wehrt man sich gegen den Verdacht von drohenden Mieterhöhungen in der ganzen Stadt: „Es ist nicht so, dass jetzt überall die Mieten steigen“, sagt Thomas Brand, Referatsleiter Wohnungspolitik. In 49 von insgesamt 173 Bereichen seien sie im Vergleich zum alten Mietspiegel sogar gesunken. „Billiger sind vor allem Wohnungen, die nach 1990 gebaut wurden, und unsanierte Altbauten.“ Zudem, so Brand, müsse bei Mieterhöhungen immer berücksichtigt werden, in welchem Zustand sich die einzelne Wohnung befindet, welche Ausstattung sie hat. Deshalb könne die im Mietspiegel vorgesehene Höchstgrenze nur selten erreicht werden. Von einer stadtweiten Erhöhung der Mieten in Richtung Höchstgrenze könne also keinerlei Rede sein.

Bei der Gemeinnützigen Siedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft Berlin (GSW) sieht man es ähnlich: „Auf den ersten Blick gibt es im neuen Mietspiegel nur wenige Änderungen. Er wird sich auf viele Mieter also gar nicht auswirken“, so Geschäftsführer Volker Esche.

Die GSW ist mit etwa 70 000 Wohnungen das größte Wohnungsunternehmen in Berlin. Bei der Deutschen Gesellschaft zur Förderung des Wohnbaus (Degewo), der Gemeinnützigen Wohnungsbau Aktiengesellschaft (Gewobag) und auch beim Wohnungsunternehmen „Stadt und Land“ werden die Veränderungen im neuen Mietspiegel zwar geprüft und die Mieten gegebenenfalls angepasst – allerdings nicht am Höchstwert. „Wir werden sozialverträglich prüfen, Erhöhungen wird es nur in Einzelfällen geben“, verspricht Manfred Schörnick von der Degewo.

Heiko Wiegand

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