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Berlin: Mit dem roten Piano ans Brandenburger Tor

Elton John gastiert im Juni in Berlin

Das kann ja ein heiterer Abend werden, am 22. Juni. Das knallrote Piano wird im Scheinwerferlicht funkeln, davor Sir Elton John sitzen, auf die Tasten eindreschen und die Fans zum Tanzen bringen. Ein nettes Konzert also, mitten in Berlin? Ach, sagt dazu Elton John, dieser Konzertabend im Juni in Berlin werde vollkommen anders sein „als alles, was ich je zuvor in Europa gemacht habe“.

Die Preise sind schon mal nicht ganz gewöhnlich: Die 10 000 Sitzplatzkarten für das Konzert von Elton John kosten bis zu 2300 Euro, inklusive Vier-Gänge-Menü, Stühlchen mit Armlehne und VIP-Lounge-Zugang (allerdings gibt es auch eine preiswertere Stühlchenvariante für 170 Euro). Die Bühnenshow: Knallige Farben, Videoleinwände, Scheinwerfer, herangekarrt von 22 schweren Trucks – und das alles 22 Millionen US-Dollar teuer, kreiert von Starfotograf David LaChapelle, ein Freund Elton Johns. Der Ort: Ja, natürlich das Brandenburger Tor.

Es kann also in der Tat am 22. Juni ein heiterer Abend werden, wenn nicht sogar der spektakulärste des Sommers. Klar sind die Ticketpreise hoch, das weiß auch die zuständige Wiener Konzertagentur, doch dafür bekomme man eben auch eine Show geboten „wie sonst nur in Las Vegas“. Allein der Aufbau der 50 Meter breiten und 16 Meter hohen Bühne auf dem Platz des 18. März dauert fünf Tage. „Das wird eine Fun-Show“, sagt Elton John, „ich werde viel Spaß haben.“ Und nicht ohne Stolz weist die Konzertagentur darauf hin, dass das Brandenburger Tor ja nicht für jede Veranstaltung mal eben gesperrt werde.

Ein Blick in die Vergangenheit verdeutlicht dies. Da war die Fanmeile im vergangenen Sommer zur Fußball-WM, als mal nicht nur Automassen aufs Brandenburger Tor zurollten, sondern sich die Menschen diesen Platz zurückholten und fröhlich feierten. Zum Brandenburger Tor zog auch viele Jahre über die Loveparade, deren Fernsehbilder um die Welt gingen. Da waren die Konzerte der Scorpions zum zehnten Jahrestag des Mauerfalls; dort fand „Rock gegen Rechts“ statt mit Westernhagen und Grönemeyer. Und in den Achtzigern standen dort – auf Ostberliner Seite – Tausende junge Menschen, die Michael Jackson, Pink Floyd, Nina Hagen und David Bowie vor dem Reichstag hören wollten und von der Volkspolizei brutal daran gehindert wurden. Und natürlich fand am Brandenburger Tor 2005 das riesige „Live-8“-Konzert statt.

Dass nun Elton John dort auftreten darf, mag zwar manchen irritieren. Aber Elton John hat sich nicht nur als Künstler einen Namen gemacht, sondern in den vergangenen Jahren zunehmend auch als Kämpfer gegen die Immunschwäche Aids. Mehr als 40 Millionen US-Dollar hat seine Stiftung gespendet, auch deshalb wurde er im Februar 1988 von der Queen zum Ritter geschlagen.

Die Fernsehbilder werden auch in diesem Jahr um die Welt gehen, wie immer, wenn Weltstars vor imposanter Kulisse Konzerte geben. Elton John – mit bürgerlichem Name heißt er Reginald Dwight – hat nicht nur gerade seinen 60. Geburtstag gefeiert, er steht nun auch schon seit ziemlich genau 40 Jahren auf der Bühne. Vier Konzerte gibt der Musiker in diesem Jubiläumsjahr auf seiner „Red Piano Tour“. Außer in Berlin tritt er in Spanien, Frankreich und Italien auf – und immer auf besonderen Plätzen: in Sevilla auf der Plaza de España, im Schloss Versailles bei Paris, auf der Piazza San Marco in Venedig. Der Abschluss der Tour soll in Moskau gefeiert werden.

Auf den Leinwänden vor dem Brandenburger Tor werde das Empire State Building immer wieder emporschießen, Eis-am-Stil-Kreationen würden herabtropfen, verraten die Macher. „Ich wollte, dass es nur so funkelt und glitzert und einfach abgefahren ist“, sagt David LaChapelle, der Bühnendesigner.

Und was will Elton John bei seinem Auftritt in Berlin tragen? Nun, das will er noch nicht verraten. Nur so viel: „Zwar sind keine Straußenfedern dabei, aber ein paar Pailletten werden schon durch die Gegend fliegen.“ Er werde die bunten Kostüme jedenfalls mithilfe von Klettverschlüssen schnell wechseln.

André Görke

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