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Berlin: Mit kaltem Herzen

Tiere und Zoos sind ein hoch sensibles Thema. Vor allem in einer Stadt, die als tierlieb gilt.

Tiere und Zoos sind ein hoch sensibles Thema. Vor allem in einer Stadt, die als tierlieb gilt. Tiere und Zoos schüren Emotionen, rühren Herzen – aus Wohlgefallen, auch aus Mitleid. Wer Tiere mag, muss Zoos nicht mögen. Aber sie sind ein Refugium für die Artenvielfalt, die in freier Wildbahn, selbst Naturschutzgebieten, kaum noch sicheren Lebensraum findet. Die Berliner Tiergärten züchten und bewahren, sie forschen, sind um tiergerechte Unterbringung bemüht. Die Stadt muss sich ihrer beiden Zoos nicht schämen, aber zwei kann sie kaum länger subventionieren, zumal für die Berliner Zweibeiner selbst auch immer weniger übrig bleibt.

Zoo und Tierpark müssten mit attraktiven Konzepten größere Unternehmen oder auch wissenschaftliche Institute als Sponsoren und Finanzpartner gewinnen – in Leipzig beispielsweise funktioniert das. Gelingt das hier nicht, müsste einer der beiden Tiergärten mittelfristig geschlossen werden – mit kaltem Herzen. Zoo- und Tierparkleitung sagen, das geht nicht. Aber wie soll der Betrieb ohne Geld funktionieren? Der Rotstift müsste bei der Anlage ansetzen, die unrentabler ist und deutlich mehr Zuschüsse benötigt. Der Tierpark ist für viele Menschen im einstigen Ostteil der Stadt, aber auch für viele West-Berliner, unbestritten eine Herzensangelegenheit, und er hat auch die große Weite, die eigentlich für einen Zoo ideal ist. Aber wenn Geld fehlt und Sponsoren sich nicht finden lassen, bringt ein Herz für Tiere allein keine Euro-Millionen.

Christian van Lessen

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