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Berlin: Mit leichter Hand

Das Beste aus dem Goldenen Buch Berlins: 100 Unterschriften berühmter Besucher der Stadt im Faksimile

Die Worte, die vom Berlin-Besuch Ihrer Königlichen Hoheit, der Prinzessin von Wales, überliefert sind, stellen nicht gerade einen Höhepunkt der Redekunst dar, taugen eher fürs Poesiealbum als für die Chronik der Stadt, waren aber offenbar ehrlich und nett gemeint: „Ach wie schön. Ach, Edelweiß.“ Das war am 18. Oktober 1985, kurz nach 14 Uhr, im Schloss Charlottenburg, nach der Eintragung ins Goldene Buch. Das Lob des Edelweiß galt dem goldgeränderten Porzellanteller mit blumiger Bemalung, der Lady Di als Erinnerungsgeschenk an den denkwürdigen Tag überreicht worden war.

Man kann der jungen Prinzessin die damalige Wortkargheit nicht vorwerfen. Ihr Besuch galt offiziell eher als privat, diente dem Besuch des 1. Bataillon des Royal Hampshire Regiments, dessen Ehrenoberst sie war. Grußworte, Reden gar, sah das Protokoll nicht vor. Und die Zeiten, in denen sie sich über dergleichen hinwegzusetzen wagte, waren noch nicht in Sicht.

Der Besuch der jungen Dame, der späteren Prinzessin der Herzen, ist einer der royalen Höhepunkte in dem, nun, man kann schon sagen, prächtig aufgemachten Faksimile-Band, der jetzt vom Protokoll des Landes Berlin herausgegeben wurde: „Das Goldene Buch von Berlin“. Genau genommen sind es gleich mehrere Goldene Bücher, die hier in 100 ausgewählten Einträgen zusammengefasst wurden. West und Ost hatten bis zur Wende ihre eigenen, und dann gibt es die feine protokollarische Unterscheidung zwischen dem Goldenen Buch, das „gekrönten Häuptern, Staatsoberhäuptern, Regierungschefs, Außenministern und den Bürgermeistern von Berlins Partnerstädten vorbehalten ist“, und dem Gästebuch für „Persönlichkeiten aus dem kulturellen, wissenschaftlichen und sportlichen Leben, aber auch aus der Politik“, wie im Vorwort erläutert wird. Wobei Letztere bei den Zaungästen ihres Besuchs oft sehr viel mehr Begeisterung auslösten als die Machtmenschen, von Lichtgestalten wie John F. Kennedy, Martin Luther King und Mutter Teresa oder vielleicht auch Revolutionspropheten wie Ho Chi Minh einmal abgesehen.

Die Liste der ausgewählten Eintragungen reicht von Theodor Heuss und Otto Grotewohl bis zur deutschen Fußball-Nationalmannschaft von 2006 und gibt so zugleich einen Querschnitt durch die politische, gesellschaftliche und kulturelle Geschichte der ehemals geteilten, nun wieder vereinten Stadt. Auch werden nicht nur Graphologen ihre helle Freude an den unterschiedlichen Schriftproben der Prominenten haben, wenn sie etwa die wilden, weit ausgreifenden Schwünge und Rundungen der Unterschrift von Tom Cruise dem beharrlichen und vergleichsweise bescheidenen Auf und Ab der Feder Harrison Fords gegenüberstellen.

Letzterer war samt Partnerin Calista Flockhart alias „Ally McBeal“ im Herbst 2003 nach Berlin gekommen, um hier seinen Film „Hollywood Cops“ vorzustellen. Ohnehin sind Premieren oder ein Festival, wie die in wenigen Tagen beginnende Berlinale, für die Verwalter des Goldenen Buches mindestens so wichtig wie Staatsbesuche. Und auch der alte „Indiana Jones“ ließ neben der Unterschrift ein denkwürdiges Bonmot zurück, pries er doch Berlin als „die Stadt, in der Schauspieler Schauspieler sind und Politiker Politiker“. Eine Bemerkung, die dem amtierenden kalifornischen Gouverneur bei einer eventuellen Berlin-Visite nie einfiele.

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