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Berlin: Mit Mutters Hilfe ins Finale

Der Berliner Student Jan Schefe gewann die Qualifikation des „Zeit“-Wettbewerbs für Hobbyköche

„Hobbyköche“, sagt Wolfgang Lechner, „sind durchweg nette Menschen, die sich nicht so wichtig nehmen.“ Der „Zeit“-Redakteur hat die Kompetenz, dies zu beurteilen, denn er ist der gute Geist hinter Wolfram Siebecks Amateur-Kochwettbewerb, er organisiert, wischt hilfreich störende Saucenflecken vom Teller, achtet auf den Zeitplan und tröstet, wenn etwas daneben geht.

Am Montag im Ritz-Carlton ging wenig daneben. Die Kandidaten, vier mal zwei Hobbyköche aus Berlin und Hamburg, waren gut vorbereitet auf das Thema des diesjährigen Wettbewerbs, in dessen Mittelpunkt Huhn stand. Je drei Gänge waren nach eigenem Rezept zu kochen, und am Ende stand der schwere Gang zur Jury ins Restaurant, zu Barbara und Wolfram Siebeck, den Profis Michael Hoffmann und Thomas Kellermann sowie Berlins führendem Amateurkoch Klaus Wowereit, der sich fürs Mitkosten gut zwei Stunden Zeit genommen hatte.

Wenn Siebeck die Kreationen seiner Leser probiert, dann schwingt immer ein wenig Irritation, wenn nicht gar Schuldbewusstsein mit über die enormen Komplikationen, die diese Leser auf sich nehmen, um seinem Gaumen zu schmeicheln. „Gebratenes Brustfilet in Serrano-Schinken, Keulchen und Leber vom jungen Huhn mit frischen Feigen an Sauce vom blauen Zweigelt auf Artischockengemüse mit Estragonplätzchen“ hieß eine Kreation von Ingeborg und Andreas Aug aus Hamburg. Merke: Das Rezept muss originell genug sein, um aus den zahlreichen Einsendungen herauszustechen, aber wieder nicht so originell, dass es der Jury auf die Nerven geht. Zumal mit jeder weiteren Zutat die Gefahr steigt, Fehler zu machen: „Die Dinger ziehen das irgendwie runter“, rügte Barbara Siebeck und kaute missvergnügt auf einem zähen Shiitakepilz herum. Der Gemahl hangelte sich kauend von Pointe zu Pointe, fühlte sich von den bissfesten polnischen Piroggen an den „polnischen Widerstand“ erinnert und gab Wissenslücken locker zu: „Das ist das erste Mal, dass ich sowas esse“, sagte er zum schwarzen spanischen Reis, der ein kompliziertes Seeteufel-Duo unterfütterte.

Wie sehen Hobbykoch-Duos überhaupt aus? Es sind Ehepaare darunter, Studenten, die sich in lockeren Gruppen zusammenfinden, und manchmal kommt es auch zu ganz überraschenden Kombinationen: Der 25-jährige Berliner Student Jan Schefe hatte seine Mutter Petra mitgebracht, die ihm souverän den Rücken freihielt und selbst dann nicht die Ruhe verlor, als das Hotelpersonal die am falschen Ort abgestellte Orangen-Olivenölsauce ohne Umschweife in den Abwasch entsorgte.

Diese Souveränität wurde von der Jury auch an den fertigen Gerichten bemerkt: Jan Schefe gewann das Berliner Halbfinale sicher, denn er hatte auch das beste Einzelgericht aufgetischt: Rote- Bete-Ravioli, gefüllt mit Jacobsmuscheln und Räucherforelle, dazu Zucchini und Tomaten sowie Meerrettichsauce. Sein Hauptgang mit Huhn war eine ausgelöste Poulardenkeule mit Orangen-Olivenöl-Emulsion, KnoblauchKartoffelpüree und gebackenem Fenchel, und als Dessert richtete er Crumble von Rhabarber, Orangen und Ingwer mit Pistaziencreme an.

„Vitrum“-Küchenchef Thomas Kellermann servierte am Abend je einen Gang der vier Bewerber zum Galamenü. Möglicherweise hat sich Jan Schefe dabei noch ein paar Tricks abgucken können: Er tritt demnächst in Hamburg zum Finale an. Und seine Mutter hilft im Hintergrund. Garantiert.

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