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Mit oder ohne Sarg: Der Streit um die letzte Ruhe

Muslimische Berliner freuen sich über die Möglichkeit, sich nach ihrer religiösen Tradition bestatten zu lassen. Doch nicht jeder findet die Idee sinnvoll.

Von Sandra Dassler

„Viele unserer Gemeindemitglieder freuen sich über die Möglichkeit, sich künftig nach muslimischer Tradition ohne Sarg bestatten zu lassen“, sagt Yavuz Selim Akgül. Der Vorstandsvorsitzende der türkischen Gemeinde der Sehitlik-Moschee am Columbiadamm begrüßt, dass der Entwurf für das Integrationsgesetz einen entsprechenden Passus vorsieht. Seiner Ansicht nach werden sich durch diese Möglichkeit viel mehr Muslime als bisher in Deutschland zur letzten Ruhe betten lassen.

Eine muslimische Beerdigungsfirma wies indes die Vorwürfe einiger christlicher Bestattungsunternehmen zurück, wonach die Bestattung ohne Sarg unhygienisch und gesundheitsgefährdend sei. Särge würden ja früher oder später auch durchlässig werden, argumentieren sie.

Der Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Bestatter (BDB), Rolf Lichtner, hält ebenfalls die Bedenken für nicht so gravierend, als dass man den Muslimen ihre Tradition verweigern müsse. „Leichen sind grundsätzlich nicht giftig“, sagt Lichtner: „Aber man kann sie natürlich nicht bei 30 Grad Hitze ohne Behältnis aufbewahren. Deshalb werden sie auch bei einer muslimischen Beerdigung in einem Sarg bis zum Grab transportiert.“

Erst dort würden die nur in ein Leinentuch gehüllten Verstorbenen in die Erde gelegt und mit sogenannten Sterbebrettern aus Holz belegt. Das schützt die Körper vor der Erde, mit der sie danach bedeckt werden. „Natürlich befürchten manche Bestattungsunternehmen Umsatzeinbußen durch die Möglichkeit der sarglosen Beisetzung“, sagt BDB-Chef Lichtner: „Wir praktizieren das aber in Nordrhein-Westfalen schon seit fünf Jahren und bislang hat noch keine Firma deshalb Pleite gemacht.“

Volkan Coskun vom Berliner Bestattungsunternehmen Ahorn hält die sarglose Bestattung hingegen für völlig überflüssig. „Das dient nur jenen muslimischen Firmen, die erst Geld für Beerdigungen sammeln und dann Särge für den Transport mehrfach benutzen und dadurch Kosten sparen“, sagt er: „Der Islam erlaubt ausdrücklich auch die Bestattung in einem vollhölzernen Sarg.“

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