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Riesig und streng überwacht. Auf der größten Baustelle der Republik wurde gestern Richtfest gefeiert. In vier Jahren soll der Bundesnachrichtendienst hier in Mitte einziehen. Foto: ddp

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Berlin: Mit Sicherheit wird es teurer

Für die geplagten Anwohner der größten Baustelle der Republik fand BND-Präsident Ernst Uhrlau tröstende Worte: „Ihnen wurde einiges zugemutet, aber das wird sich ändern. Wir sind kein ganz normaler, aber ein erträglicher Nachbar.

Für die geplagten Anwohner der größten Baustelle der Republik fand BND-Präsident Ernst Uhrlau tröstende Worte: „Ihnen wurde einiges zugemutet, aber das wird sich ändern. Wir sind kein ganz normaler, aber ein erträglicher Nachbar.“ Dann drückte Uhrlau zusammen mit Kanzleramtschef Ronald Pofalla (CDU) auf den roten Knopf und ließ die Richtkrone über den Rohbau der neuen Zentrale des Bundesnachrichtendienstes in Mitte aufziehen.

Vor dreieinhalb Jahren war der erste Spatenstich an der Chausseestraße, in vier Jahren werden die ersten Mitarbeiter einziehen – diese lange Zeitspanne macht deutlich, worum es geht: Das „größte Bauvorhaben, das von der Bundesrepublik jemals in Angriff genommen wurde“, sagte Pofalla. Die Geschossfläche ist mit 260 000 Quadratmetern nicht wesentlich kleiner als das Gebäude des Flughafens Tempelhof.

Mit dem Start des Innenausbaus geht das Neubauprojekt in seine „kritische Phase“, sagte BND-Umzugsbeauftragter Eberhard Krügele. Um das Einschleusen feindlicher Abhörtechnik zu verhindern, werden die Sicherheitsmaßnahmen nochmals verschärft. Schon jetzt dürfen Bauarbeiter auf dem Gelände nicht telefonieren oder fotografieren. Die Firmen müssen ihre Mitarbeiter melden, damit sie vom BND einem Sicherheitscheck unterzogen werden können.

Weil die Prüfung auf Vorstrafen oder frühere Tätigkeiten nur möglich ist, wenn die Bauarbeiter ihren Wohnsitz in Deutschland haben, sollten ausländische Fachkräfte keinen Zugang erhalten. Diese Richtlinie ließ sich aber nicht durchhalten, sagte Krügele, weil in bestimmten Gewerken überwiegend ausländische Mitarbeiter beschäftigt seien.

Stattdessen soll nun die Zahl der Einlasskontrollen in sensiblen Bauphasen erhöht werden. Neben bis zu 2500 Bauarbeitern, die sich täglich auf dem zehn Hektar großen Grundstück aufhalten, wird es also eine unbekannte Zahl von Wachleuten geben, die ihnen über die Schulter schauen. Die Baukosten werden dadurch um weitere 25 Millionen Euro auf insgesamt 815 Millionen Euro klettern, rund 85 Millionen mehr als ursprünglich geplant.

Dennoch gibt sich der BND sparsam. Auf eine Turnhalle für die 4000 Bediensteten in der neuen Zentrale wurde erst mal verzichtet. Gebaut werden dagegen ein Besucherzentrum mit BND-Fanshop, ein Internat mit 110 Appartements, eine gemeinsame Schule von Verfassungsschutz und BND für den Spionagenachwuchs und ein „Logistikzentrum“ mit Warenannahme, eigenem Kraftwerk, Küche und einem Parkhaus mit 600 Stellplätzen.

BND-Präsident Uhrlau wird ebenfalls in den Komplex einziehen. Für sein Büro ist ein gesonderter Zugang vorgesehen, damit BND-fremde Besucher keine Möglichkeit haben, in sensible Bereiche vorzudringen. Gemeinsame Veranstaltungen mit befreundeten Geheimdiensten werden aus dem gleichen Grund in den vorgelagerten Torhäusern abgehalten.

Die Torhäuser mit ihrer vertikalen Fassadenstruktur säumen den Haupteingang an der Chausseestraße und sollen das neue Wahrzeichen des BND werden. Ihre trotzig-machtvolle Ausstrahlung ist bewusst für die öffentliche Wahrnehmung via Fernsehbildschirm konzipiert. „Das TV-Bild war wichtig“, erklärte Architekt Jan Kleihues. Darüber habe es viele Diskussionen gegeben. Es sollte nicht mehr dieser provinzielle Kaserneneindruck wie in Pullach entstehen.

In Bayern bleiben auch künftig die wesentlichen technischen Dienste des BND konzentriert. 1000 Mitarbeiter sollen im bisherigen Quartier in Pullach bleiben, 500 verteilen sich auf andere Standorte. Die auswertenden Abteilungen mit dem Lagezentrum ziehen dagegen in den Berliner Neubau. Der BND-Standort am Gardeschützenweg in Lichterfelde wird aufgegeben.

Aus Sicherheitsgründen ist das fensterlose Sockelgeschoss des neuen Hauptquartiers einige Meter unter das Straßenniveau versenkt worden. Dahinter soll das elektronische Gehirn der Spione entstehen, ein großes Rechenzentrum und das Archiv.

Auf der BND-Seite im Internet kann ein Video über den bisherigen Bauverlauf angeklickt werden: www.bnd.de

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