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Berlin: Mit Tempo 30 durch die Mitte

Gutachten für Senat und Bezirk schlägt Verkehrsberuhigung auch auf Hauptstraßen vor – und eine Fußgängerzone in der Friedrichstraße

Die City Ost soll leiser werden: mit Tempo 30 auch auf Hauptstraßen, Radstreifen auf der Fahrbahn und womöglich sogar einer Fußgängerzone in der Friedrichstraße, etwa auf Höhe des Lafayette-Kaufhauses. Diese Vorschläge hat das Planungsbüro Richter-Richard zusammen mit Senat und Bezirk Mitte erarbeitet. Montagabend wurden sie den Bezirksverordneten präsentiert.

Untersucht wurde die Frage, wie sich der Straßenlärm im Alt-Bezirk Mitte reduzieren lässt, ohne dass der Verkehr zusammenbricht. Insofern war Gutachter Jochen Richard selbst überrascht, dass in der chronisch verstopften Friedrichstraße „beide Lösungen (also Tempo 30 oder Fußgängerzone) gleich verträglich“ wären. Der Verkehr könne sich demnach problemlos auf die Straßen ringsum verteilen, wo er weniger Menschen stören würde.

Die politische Entscheidung bleibt zwar Senat und Bezirk vorbehalten, aber Richard verweist gern auf den Potsdamer Platz, oder zumindest Teile davon: „Dort sieht man, dass die Berliner auf Fußgängerzonen anspringen – die Bevölkerung vielleicht eher als die Politiker.“ Tatsächlich hat die Stadtentwicklungsverwaltung Bedenken: „Das mit der Fußgängerzone in der Friedrichstraße haben wir eigentlich verworfen, weil es ein sehr großer Einschnitt wäre“, sagt Bernd Lehming, Referatsleiter Lärmminderungsplanung. Das letzte Wort ist aber längst noch nicht gesprochen.

Weniger abgeneigt steht die Stadtentwicklungsverwaltung offenbar dem Vorschlag gegenüber, rings um den Gendarmenmarkt Tempo 10 einzuführen. Lehming will abwarten, wie sich diese Regelung in der Spandauer Vorstadt nördlich des Hackeschen Marktes bewährt. Dort sollen noch in diesem Jahr die 10 km/h-Schilder aufgestellt werden.

Auch auf vielen Hauptstraßen will Stadtplaner Richard die Autos von Tempo 50 auf 30 bremsen, um den Anwohnern Ruhe zu verschaffen – beispielsweise auf Karl-Marx-Allee, Holzmarktstraße, Brunnenstraße, Torstraße zumindest nachts und in der Brückenstraße sogar rund um die Uhr. Auch hier ist die Stadtentwicklungsverwaltung noch unschlüssig. Referatsleiter Lehming kann sich eine befristete Tempo-30-Regelung vorstellen, an deren Ende neu beraten werde. In anderen Bezirken endeten ähnliche Versuche bisher meist mit einer dauerhaften Begrenzung, weil die Anwohner dankbar für ihre neu gewonnene Ruhe waren. Stadtplaner Richard sieht in Mitte ungefähr 30 Bereiche, in denen gehandelt werden müsse. Etwa in der Brunnenstraße: „Wir schlagen vor, dass sie nur noch einen Fahrstreifen behält und der übrige Platz für Lieferverkehr und Abbiegespuren genutzt wird.“ So könnten die Autos konstant mit Tempo 30 rollen, statt abwechselnd zu bremsen und zu beschleunigen. Auch Köpenicker, Annen- und Heinrich-Heine-Straße könnten laut Richard verengt werden – zu Gunsten von Radstreifen. Denn wer radelt, macht keinen Lärm.

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