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Berlin: Mit Totschläger die Klasse gestürmt

Überfall auf Charlottenburger Hauptschule. Pädagogen in Wedding rufen ebenfalls um Hilfe

Die Täter kamen in der fünften Unterrichtsstunde: 10 bis 15 mutmaßlich arabische Männer mit Messern und Totschläger sollen am 21. März eine zehnte Klasse der Charlottenburger Pommern-Hauptschule in der Sybelstraße überfallen haben, um einen schwarzen Schüler zur Rechenschaft zu ziehen. Dem geistesgegenwärtigen Lehrer gelang es noch, den Jungen in einen Nebenraum einzuschließen. Deswegen hätten sich die Eindringlinge einen Mitschüler gleicher Hautfarbe gegriffen und ihn verprügelt, berichtete ein Lehrer, der nicht genannt werden möchte, dem Tagesspiegel. Gerufen worden sei die Gang von einem arabischen Jungen in der Klasse, war zu erfahren. Außerdem hieß es, dass die Polizei ermittelt.

Die neuen Nachrichten über Gewaltvorfälle an Hauptschulen reißen nicht ab. Die Diskussion über die Situation an der Neuköllner Rütli-Hauptschule hat dazu geführt, dass sich immer mehr Lehrer zu Wort melden, um auf ihre schwierige und teilweise bedrohliche Lage hinzuweisen. Gestern erzählte ein Pädagoge, dass eine Lehrerin der Weddinger Theodor Plievier-Hauptschule in der Nähe der Schule in einer Telefonzelle beschossen worden sei. Morgen ist an der Schule eine Dienstbesprechung angesetzt, nachdem die Plievier-Lehrer dem Beispiel der Rütli-Schule gefolgt sind und einen ähnlichen Brandbrief geschrieben haben. Darin ist die Rede davon, dass die Hälfte der Schüler kaum beschulbar sei, dass ein Großteil kein Empfinden für allgemeine Werte, Normen und Grenzen habe. Zudem sei die Quote polizeibekannter Krimineller erschreckend hoch. Die Lehrer fordern deshalb Sozialpädagogen, eine bessere Verteilung der schwierigen Schüler und Baumaßnahmen, um „ungebetene Besucher fern zu halten“.

Auch einige Kollegen der Pommern-Hauptschule fühlen sich nach dem Überfall verunsichert und wären froh, wenn sie eine Schließanlage oder Videokameras bekämen. Es sei nur ein Projekttag über Rassismus geplant, weil es seit einiger Zeit Konflikte zwischen den arabischen und schwarzen Schülern gegeben haben soll, berichtet ein Pädagoge. Nähere Einzelheiten waren gestern dem Sprecher des Bildungssenators Klaus Böger (SPD) nicht bekannt. Schulleiter Dieter Hohn war nicht erreichbar. Die Pommern-Hauptschule ist bekannt für ihre Anti-Gewalt-Projekte.

Zu Wort melden sich inzwischen allerdings auch Gesamtschulen, die teilweise in ähnlicher Lage sind wie die Hauptschulen. „Bei uns ist die Situation ähnlich wie in der Rütli-Schule“, berichtet der Lehrer einer Neuköllner Gesamtschule. Auch hier würden die Lehrerinnen regelmäßig beleidigt. Die Lehrer, die nicht hart durchgriffen, würden als „Schlappschwänze“ lächerlich gemacht.

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