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Mitgliederkonflikt: Jüdische Gemeinde Berlins vor Spaltung

In der deutschlandweit größten Gemeinde droht ein Konflikt auszubrechen. Grund dafür sind tief greifende Differenzen zwischen bisherigen Gemeindemitgliedern und den hauptsächlich aus Osteuropa Zugezogenen.

Berlin/Hamburg - Nach Angaben des ehemaligen Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Albert Meyer haben rund 300 bis 350 Personen schon ein Interesse an einer Neugründung signalisiert. Zu den Befürwortern der Neugründung gehört der Direktor des Moses-Mendelssohn-Zentrums für europäisch-jüdische Studien in Potsdam, Julius Schoeps, der bereits im vergangenen Jahr aus der Gemeinde ausgetreten war.

Es sei nicht länger hinnehmbar, dass die derzeitige Führung die rund 10.000 Mitglieder große Gemeinde als "Wirtschaftsinteressenverband" betrachte, bei dem man sich bedienen könne, sagte Meyer. Zugleich werde versucht, aus der Glaubensgemeinschaft einen russischen Kulturverein zu machen, der mit dem deutschen Judentum nichts mehr zu tun habe. Nach Angaben Meyers sind mittlerweile rund 80 Prozent der etwa 10.000 Mitglieder zählenden größten deutschen Gemeinde Immigranten aus den ehemaligen GUS-Staaten.

Schwelender Konflikt

Nach Einschätzung von "stern.de" wird mit der drohenden Spaltung nur ein Konflikt öffentlich, der seit der großen Zahl jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion in vielen deutschen Gemeinden schwelt oder schon ausgefochten wird. Meyer befürworte zwar die Stärkung der Gemeinde durch Zuwanderung. Unerträglich sei für ihn jedoch der "Umgang mit der Minderheit". Alteingesessene Mitglieder würden systematisch an den Rand gedrängt.

Er bedauere den Schritt zur Neugründung einer Gemeinde, betonte Meyer, der derzeit noch dem Gemeindeparlament angehört. Die Entscheidung sei ihm nicht leicht gefallen. Er sehe aber keine andere Möglichkeit und stehe mit dieser Meinung nicht allein. (tso/ddp)

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