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Reisen statt rasen: Der überarbeitete Mitsubishi Outlander Hybrid

© Mitsubishi

Mitsubishi Outlander Hybrid: Der kann ja sogar segeln

Beispielhaftes Facelift: Der überarbeitete Plug-in-Hybrid ist viel besser geworden und dazu noch billiger

Der meistverkaufte Plug-in-Hybrid Europas? Klar, würden viele spontan sagen: der Toyota Prius! Doch die Antwort wäre falsch. Es ist der Mitsubishi Outlander Hybrid, und das seit drei Jahren. Zeit für Veränderung also. Auch ein Bestseller braucht Pflege. Nun kommt – nicht zuletzt wegen des verschärften Abgasmesszyklus WLTP – die gründlich überarbeitete Version des Outlander PHEV (also plug-in hybrid electric vehicle) auf den Markt. Auch wenn sich an den Maßen – 4,70 Meter lang, 1,80 Meter breit und 1,71 Meter hoch – nichts ändert, so ist der „Neue“ doch ein ganz anderes Auto geworden. Optisch unterscheidet er sich allerdings nur marginal vom Vorgänger; man muss schon zweimal hinschauen: Vorn wurden Frontgrill, nun in edlem Anthrazit, sowie der Unterfahrschutz vergrößert, womit die Front wuchtiger wirkt. Die neuen Bi-LED-Scheinwerfer haben eine andere Leuchtgrafik erhalten, hinten gibt einen größeren Heckspoiler, Leuchten in LED-Technik und ebenfalls einen prominenteren Unterfahrschutz. Hinzu kommen auf 18 Zoll vergrößerte Leichtmetallräder im speziellen Speichendesign.

Das Kombiinstrument wurde neu gestaltet

Innen fällt der verbesserte Qualitätseindruck sofort auf. Ein neugestaltetes Kombiinstrument mit klar ablesbaren Instrumenten und ergonomischer Schalterleiste darunter, geänderte Luftdüsen sowie ein elegant geformter neuer Wählhebel sollen für ein nobleres Ambiente sorgen. Die verbesserten Sitze besitzen tatsächlich mehr Seitenhalt, sind bequemer, und gegen Aufpreis gibt es eine gesteppte Lederpolsterung wie bei Bugatti. Man sitzt richtig gut im neuen Outlander. Erstmals verfügt auch der Fond über Luftaustrittsdüsen. Warum SUV’s so bliebt sind, wird beim Outlander besonders deutlich: Man sitzt nicht nur höher als in einer Limousine, mit besserem Überblick – man sitzt vor allem auch dank des höheren Aufbaues deutlich aufrechter und damit viel entspannter als in einer Limousine. Das wirklich Entscheidende beim Facelift tat sich unterm Blech. Da hat der japanische Autobauer die Wünsche seiner Kunden ernst genommen und dem Crossover eine steifere Karosserie, einen stärkeren und zugleich effizienteren Antrieb, größere Bremsen, eine andere Fahrwerksabstimmung sowie ein, zwei zusätzliche Fahrprogramme spendiert. Die bisherigen Einstellungsstufen Normal und 4WD Lock werden nun durch Sport und Schnee ergänzt.

Mehr Laufruhe, größere Effizienz

Ein neuentwickelter 2,4-Liter-Benzinmotor mit variablem Ventiltrieb schickt den bisherigen Zwei-Liter-Ottomotor in Rente. Das neue Triebwerk bietet ein höheres Drehmoment, mehr Laufruhe und eine bessere Gesamteffizienz. Außerdem arbeitet das hubraumstärkere Triebwerk, das mit 135 PS nun 14 PS mehr als der Vorgänger leistet, jetzt nach dem effizienten Atkinson-Zyklus. Das bedeutet, dass die Einlassventile später geschlossen werden als beim konventionellen Ottomotor. Dadurch entsteht ein kürzerer Kompressionstakt, welcher Verbrauch und Abgasemissionen verringert. Selbstverständlich erfüllt der neue Motor die aktuelle Abgasnorm Euro 6d-Temp. Der hintere Elektromotor leistet jetzt mit 95 PS zehn Prozent mehr. Beim vorderen E-Motor bleibt es bei den 70 PS. Außerdem wurde die Generatorleistung um zehn Prozent auf 80 kW erhöht. Die Gesamtleistung beträgt 220 PS, und diese größere Power ist auf jeden Fall im Alltag zu spüren. Den Sprint von Null auf Tempo 100 schafft der überarbeitete Outlander 0,3 Sekunden schneller als bisher, also in 10,5 Sekunden. Die E-Motoren sprechen nun direkter an, so dass man an der Ampel schneller wegkommt.

Über Stock und Stein: Der Outlander schafft's.
Über Stock und Stein: Der Outlander schafft's.

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Auch den intelligenten Allradantrieb, der von der „Super All Wheel Control“ aus dem Rallyeauto Lancer Evolution gesteuert wird, hat man im Detail weiterentwickelt. Obwohl es zwischen Vorder- und Hinterachse es keine mechanische Verbindung gibt, ist dieser Hybrid-Outlander ein waschechter Allradler, mit dem man sogar ins Gelände fahren kann. Das klappt sehr gut. Maximal kann man mit ihm rein elektrisch jetzt 135 km/h fahren, damit 15 km/h mehr als bislang. Das Zusammenspiel der drei Motoren sowie der Umstand, dass beide E-Motoren immer am Vortrieb beteiligt sind, begrenzt die Höchstgeschwindigkeit auch mit Verbrenner nach wie vor auf 170 km/h. Bis zu 45 Kilometer weit reicht der Strom aus der Batterie im Fahrzeugboden, welche nun 13,8 statt bisher 12 kW speichert, also 15 Prozent mehr. In der neuen WLTP-Angabe „elektrische Reichweite im innerstädtischen Betrieb“ für Elektro- und Plug-in-Hybridfahrzeuge, welche die überwiegende Nutzung dieser Fahrzeuggattung realistisch widerspiegelt, erreicht der Outlander Plug-in Hybrid sogar einen Spitzenwert von 57 Kilometer. Übrigens besorgt sich der Outlander PHEV seinen Strom selbst. Er holt sich elektrische Energie beim Bremsen zurück – per Rekuperation über die E-Motore. Die Stärke lässt sich über die Paddel hinter dem Lenkrad in fünf Stufen einstellen. B 0 bedeutet, dass das Auto einfach weiter rollt, wenn man Gas wegnimmt. Es „segelt“ dann, wie es heißt. Das ist sehr angenehm auf der Landstraße. Kommt man in die Nähe einer Ortschaft, „schaltet“ man per Lenkradpaddel in eine höhere Rekuperationsstufe, bis B 5. Das Auto wird in der höchsten deutlich langsamer, es bremst sozusagen elektrisch und lädt dabei die Batterie auf. Das Ganze kann man nach gewisser Übung so perfektionieren, dass man die konventionelle Bremse kaum noch beim Fahren benötigt. Das Bremspedal muss nur noch kurz angetippt werden, um das Auto beispielsweise vor einer Ampel zum Stehen zu bringen. Diese neue Art des Fahrens lernt man recht schnell, um dann sozusagen mit maximaler Energieeffizienz auch in einem großen Familien-SUV unterwegs zu sein.

Der Outlander taugt auch für ungewöhnlichen Straßenbelag.
Der Outlander taugt auch für ungewöhnlichen Straßenbelag.

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Bei vollem Leistungseinsatz schaltet sich ab 64 km/h der neu entwickelte 2,4-Liter-Benziner zu. Die 64 km/h sind so etwas wie der fünfte Gang für das Triebwerk. Dieser Wechsel vollzieht sich so sanft und leise, dass der Fahrer das lediglich über das hilfreiche Infodisplay im Cockpit mitbekommt. Wer will, kann die Elektronik auch vollautomatisch regeln lassen, in welcher Antriebskonstellation das Auto am verbrauchsgünstigsten fährt. Unabhängig vom Tempo schaltet sich der Vierzylinder auch dann automatisch dazu, wenn die Batteriekapazität unter ein bestimmtes Niveau fällt. Der Verbrenner treibt dann den verstärkten Generator an, welcher die Batterie wieder auflädt. Diesen Ladevorgang kann der Fahrer auch manuell wählen, zum Beispiel, wenn er an seinem Zielort in eine emissionsfreie Zone fahren will und vorher den dafür nötigen Fahrstrom bunkern möchte. Eine weitere Möglichkeit, die Batterie zu laden, ist die Steckdose. An einer üblichen 230-Volt-Haushaltssteckdose dauert es rund fünfeinhalb Stunden, bis die Batterie wieder voll ist. Mit dem serienmäßigen CHAdeMO-Schnellladesystem ist der Akku bereits nach 25 Minuten zu 80 Prozent gefüllt. Apropos Steckdose. Als Besonderheit bietet dieser Mitsubishi zwei 230-Volt-Steckdosen im Innenraum, mit denen insgesamt bis 10 kWh Strom entnommen werden können. Das entspricht dem täglichen Leistungsbedarf eines Einfamilienhauses. Also könnte dieses Auto beispielsweise auch zur Beschallung eines Familienfestes in der freien Natur eingesetzt werden.

Fast zwei Tonnen Gewicht, und doch kein Schluckspecht

Auch beim Geräuschkomfort ist der ohnehin kultivierte Outlander nochmals besser geworden: Eine doppelwandige Abschirmung des Katalysators, spezielle Gewichte am Hauptschalldämpfer und ein Luftfiltergehäuse mit modifiziertem Resonator reduzieren Vibrationen und Antriebsgeräusche spürbar. Das Auto ist selbst dann leise, wenn sich der Verbrenner zugeschaltet hat. Zur Verfeinerung von Fahrkomfort und Fahreigenschaften haben die Mitsubishi-Entwickler das Fahrwerks-Setup des Outlander gezielt ins Visier genommen. Vordere Federbeine und hintere Stoßdämpfer mit vergrößertem Zylinderdurchmesser und eine neu abgestimmte elektronische Servolenkung lassen die Federung bei niedrigen Geschwindigkeiten sensibler ansprechen, zusätzlich erhöht sich die Handlingpräzision. Dennoch ist auch der überarbeitete Hybrid-Outlander im Grunde seines Wesens lammfromm geblieben: Komfortables Gleiten ist seine Paradedisziplin. Ohne Hast sparen ist seine Spezialität. Und der Verbrauch? Mitsubishi gibt ihn nach dem neuen WLTP-Verbrauchsmesszyklus mit zwei Liter pro 100 Kilometer an, was einem CO2-Ausstoß von 46 g/km entspricht. Allerdings ist das ein höchst theoretischer Wert. Auf der ersten Testfahrt zeigte der Bordcomputer einen realen Durchschnittsverbrauch von 4,6 Liter Super pro 100 Kilometer an, wobei der Outlander 58 Prozent rein elektrisch unterwegs war. Wohlgemerkt, es handelt sich bei ihm um ein großes Familienauto, das fast zwei Tonnen wiegt!

Neue Bequemlichkeit in Anthrazit
Neue Bequemlichkeit in Anthrazit

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Es geht aber auch noch viel effizienter, und da liegt die Stärke eines Plug-in Hybriden: Nehmen wir einen Pendler, der im Abstand von etwa 40 Kilometern die Möglichkeit hat, an eine Steckdose oder Ladesäule kommen, da wird der Verbrennungsmotor überhaupt nicht mehr benötigt. Er pendelt emssionslos, mit einem Verbrauch von Null Litern pro 100 Kilometer. Aber er kann auch bis zu 800 Kilometer weit fahren, wenn er dies will. Und die Preise? Die sind vorbildlich! Mitsubishi hat sie nämlich für den verbesserten Outlander um bis zu 2000 Euro gesenkt, bei zugleich verbesserter Serienausstattung bei einigen Modellen, was einem Mehrwert von bis zu 3500 Euro entspricht. Zugleich gewährt Mitsubishi einen sogenannten Elektromobilitätsbonus von 6500 Euro. Plus 1500 Euro Umweltbonus vom Bund kostet der Outlander Plug-in Hybrid Basis statt 37.990 Euro letztlich nur noch 29.990 Euro! Und das Ganze ist problemlos, denn das teilnehmende Mitsubishi Green Mobility Center erledigt alle Formalita?ten mit dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle in Abstimmung mit dem Käufer. So muss man sich nicht um den lästigen Papierkram kümmern.

Das nervige Piepsen ist leider geblieben

Fazit: Der Outlander PHEV sieht aus wie ein normaler SUV, und er fährt sich wie ein solcher – nur eben viel leiser und deutlich effizienter. Und bis zu 45 Kilometer rein elektrisch nach der neuen WLTP-Norm, das können nur ganz Wenige. Mehr denn je ist der erste Plug-in Hybrid SUV nach der Überarbeitung ein Fahrzeug mit Alleinstellungsmerkmalen, das es zu einer Besonderheit macht, und das überdies sensationell günstig ist. Und bei dem man fünf Jahre keine Sorgen haben muss, denn Mitsubishi gibt fünf Jahre Herstellergarantie bis 100.000 Kilometer auf das Auto und acht Jahre Herstellergarantie auf die Fahrbatterie bis 160.000 Kilometer. Dagegen nehmen sich die Garantien von Plug-in Hybriden der deutschen Hersteller geradezu ärmlich aus. Leider hat Mitsubishi bei der Überarbeitung eine Besonderheit beibehalten: Ständig piepst es im Auto, wegen irgendwelcher Sachen kommt ein Warnton. Der lässt sich nicht abschalten – und das nervt. Nachhaltigkeit hin oder her

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