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Mitte: Am Leipziger Platz geht’s endlich voran

Nach jahrelanger Verzögerung wird auf dem einstigen Wertheim-Gelände am Leipziger Platz gebaut. In zwei Jahren soll das 450-Millionen-Projekt mit Einkaufszentrum, Hotel und Büroflächen fertig sein.

Ein kurzer roter Teppich, ein kleines weißes Zelt, Stullen und Rührei mit Speck für die Gäste – geradezu bescheiden feierte der Bauherr des Leipziger Platzes 12 den Spatenstich für das mit 450 Millionen Euro zurzeit wohl größte private Bauprojekt in der Stadt. Der Regierende Bürgermeister kam trotzdem. Denn für Klaus Wowereit ist „dieses Projekt der Beweis, dass es vorangeht“ in Berlin. Und zumindest für die kommenden zwei Jahre wird die Baustelle wie ein kleines Konjunkturprogramm wirken. Viele der rund 900 Bauarbeiter sollen von mittelständischen Firmen aus der Region kommen, um den mit Sandstein verkleideten Komplex mit 150 000 Quadratmetern Fläche zu errichten.

Dass Wowereit anschließend zusammen mit Bauherr Harald G. Huth und Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe mannshohe Spaten wuchten musste, erinnerte auch daran, wie sich zuvor so mancher Investor an diesem Bauvorhaben schon verhoben hatte: Das Münchner Investorenpaar Peter und Isolde Kottmair in den 90er Jahren etwa. Und auch die Aktiengesellschaft Orco hatte viele Jahre geplant, aber nicht gebaut – und musste nach schwierigen Börsenjahren Grundstück und Gesellschaft nun an Projektprofi Huth verkaufen: In drei Raten überweisen dessen Banken den Kaufpreis von 126 Millionen Euro an Orco – die selbst vor Jahren rund 75 Millionen Euro für die Brache bezahlt haben soll. „So ist das Leben“, sagt Huth lapidar dazu.

Baustadtrat Ephraim Gothe lobte denn auch den jugendlich wirkenden Bauherrn für seine Beharrlichkeit und dafür, dass er auch bei Rückschlägen und Problemen „nie die Contenance verlor“. Immer noch klagen Eigentümer benachbarter Grundstücke gegen das Projekt. „Beherrschbar“ nennt Gothe diese „Risiken und Nebenwirkungen“. Auch „drei Rechtsgutachten“ sollen die Chancen seiner Gegner als wenig aussichtsreich werten, sagt Huth.

Von „Interessengegensätzen“ sprach Wowereit dann aber auch noch: „Wir wollen eine Durchlässigkeit haben vis-à-vis dem Bundesrat“, mahnte er. Wowereit möchte eine etwa zwanzig Meter breite Passage, die das Grundstück in zwei Blöcke zerschneidet, zur Straße hin öffnen. Der Weg durch den Komplex soll direkt gegenüber vom Bundesrat entstehen und das Parlamentsgebäude mit den Landesvertretungen hinter dem Neubau verbinden. Dass ein Dach diese Straße vor Wind und Wetter schützen wird, ist fest vereinbart. Den Weg durch eine Tür zu verschließen, wie es sich der Entwickler wünscht, lehnen das Land und der Bezirk aber ab. Sogar mit dem Fahrrad müsse man hindurchfahren können, fordert Gothe. Die Folgen der neuen Großbaustelle werden BVG-Kunden zu spüren bekommen: Acht Monate lang wird die U-Bahn-Linie U 2 unterbrochen, falls der Investor den Tunnel dort neu bauen muss. „Das ist eine von mehreren Optionen“, sagt BVG-Sprecher Klaus Wazlak. Eine Entscheidung sei noch nicht gefallen.

Was auf dem Areal entsteht, ist gewaltig: Ein Einkaufscenter mit über 50 000 Quadratmetern Verkaufsfläche – so groß wie das Alexa am Alexanderplatz und mit über 200 Geschäften fast doppelt so groß wie die Arkaden am Potsdamer Platz. Dazu kommen Büros, Wohnungen und ein Hotel mit 7000 Quadratmetern Nutzfläche. Huth glaubt, dass Leipziger und Potsdamer Platz zusammenwachsen zu einer Einkaufsmeile, die er mit der Tauentzien straße vergleicht. Sogar einen räumlichen Anschluss zur Friedrichstraße stellt er sich vor – derzeit ist das ein wenig attraktiver Weg die Leipziger Straße entlang. Auch gewohnt wird am Leipziger Platz: 12 bis 18 Euro pro Quadratmeter und Monat kosten die 170 Mietwohnungen.

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