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Mitte: Keine Modenschau auf Bebelplatz?

Der Petitionsausschuss des Abgeordnetenhauses will in der nächsten Woche seine Position zur kommerziellen Nutzung des Bebelplatzes formulieren.

Auf der Fläche zwischen der Staatsoper Unter den Linden und der Juristischen Fakultät der Humboldt-Universität in Berlin-Mitte soll vom 19. bis 23. Januar eine Modenschau stattfinden. Da inmitten des Platzes ein Denkmal an die Bücherverbrennung der Nationalsozialisten erinnert, hatte sich die Initiative Bebelplatz an den Ausschuss gewandt. Sie lehnt Unterhaltungsshows auf dem geschichtsträchtigen Platz grundsätzlich ab.

Wie die Nachrichtenagentur ddp aus parlamentarischen Kreisen erfuhr, wird der Ausschuss kommende Woche eine „Aufforderung“ an den Berliner Senat richten, die Petition anzunehmen. Die Nazis hatten am 10. Mai 1933 auf dem Platz die Werke linker und demokratisch gesinnter Schriftsteller verbrannt, darunter die zahlreicher jüdischer Autoren.

Seit 1995 erinnert ein in den Boden eingelassenes Denkmal des jüdischen Künstlers Micha Ullmann an das Ereignis. Das Denkmal symbolisiert eine leere Bibliothek. Bereits im Dezember 2009 hatte der in Israel lebende Ullmann in einer Stellungnahme für den Ausschuss die geplante Modenschau über dem Denkmal als „Schande“ bezeichnet. In dem Text heißt es: „Es ist das Grab einer Bibliothek. Erst hat man vor ein paar Jahren beim Bau der Tiefgarage die Erde von unten genommen; jetzt will man den Himmel oben mit seiner Spiegelung des Wolkenrauchs, der das tägliche Verbrennen repräsentiert, entfernen. ... Lasst diesen Ort in Ruhe.“ Auch der Hauptpetent, Hans Coppi, bekräftigte am Dienstag seine ablehnende Haltung. „Gegen Veranstaltungen gemäß dem Charakter des Platzes ist nichts einzuwenden. Wir wollen aber keine kommerziellen Veranstaltungen, denn Platz und Denkmal sind eine Einheit.“ Coppi ist auch Vorsitzender der Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes. ddp

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