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Von West nach Ost. Wo einst die Mauer die Stadt teilte, verbindet jetzt die Axel-Springer-Straße Kreuzberg mit der östlichen Innenstadt. Das hätte den Hamburger Verleger, der zeitlebens von der Einheit Berlins und Deutschlands träumte, aber sie nicht mehr erleben durfte, sicher gefreut.

© Doris Spiekermann-Klaas

Mitte: Neue Axel-Springer-Straße freigegeben

Eine neue Ost-West-Verbindung entsteht in Berlin nicht oft. Seit Donnerstag ist die neue Axel-Springer-Straße freigegeben. Das soll den Verkehr entlasten, Anwohner beklagen aber den Lärm.

Eine neue Ampel, Laternen, 40 Ahornbäume, neue Rad- und Gehwege, Bushaltestellen, Parkstreifen und 64 Fahrradplätze – gut elf Millionen Euro hat der Senat investiert, um die Axel-Springer- Straße vierspurig auszubauen und in Richtung Leipziger Straße zu verlängern. Am Donnerstag wurde die Straße freigegeben. Der Senat erhofft sich viel vom Durchbruch am Spittelmarkt: „Die neue Axel-Springer-Straße wird die Mitte in Zukunft deutlich vom Verkehr entlasten“, hofft Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD).

Es war auch ein symbolischer Akt, weil nicht täglich neue Straßen in der Stadt entstehen und schon gar nicht zwischen den ehemals geteilten Stadthälften. Bis 13. August 1961 fuhren hier noch Autos, dann wurde die Mauer gebaut, jetzt erst ist diese Lücke geschlossen. So viel mehr gibt es auch nicht in Berlin. Die Brommybrücke über der Spree zwischen Friedrichshain und Kreuzberg wird vielleicht mal aufgebaut, irgendwann. Die kleine Bergstraße zwischen Wedding und Mitte hingegen soll auch 23 Jahre nach dem Mauerfall getrennt bleiben – sonst würden die Autos einfach durch die Mauergedenkstätte Bernauer Straße rollen.

Auch Müller betonte die historische Bedeutung dieser kurzen, nur 90 Meter langen Straße. „Erstmals seit dem Mauerbau können Autofahrer wieder den direkten Weg vom Landwehrkanal zum Roten Rathaus nehmen“, sagt Müller. Bis zu 38 000 Autos täglich werden laut einer Prognose künftig auf den vier Spuren fahren.

Einige Anwohner sprechen sich deshalb auch weiterhin gegen die neue Axel-Springer-Straße aus. Ihre Befürchtung: mehr Verkehr, mehr Lärm, mehr Abgase, mehr Feinstaub. Gemeinsam mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz hatten sie bereits 2011 gegen den Neu- und Umbau der Straße geklagt. Die Klage wurde abgewiesen. Die Begründung: Die Verbindung entlaste die umliegenden großen Straßen. Eine einspurige Verkehrsführung sei dagegen nicht in der Lage, den Verkehr zu bewältigen.

13 Monate nach Baubeginn haben sich die Gemüter noch immer nicht beruhigt. Das Problem der Schallbelästigung für Anwohner sei nach wie vor nicht geklärt, sagt Manfred Böhm von der Eigentümergemeinschaft Leipziger Straße 48/49. „Wenn hier nachts ein Feuerwehrauto durchfährt, schläft mit Sicherheit keiner mehr.“ Böhm ärgert sich über das Vorgehen der Stadt. „Wir fühlen uns gelinkt“, sagt er. „Was ist der Bürger noch wert?“

Der Senat hat 7,4 Millionen Euro nach eigenen Angaben für Lärmschutzmaßnahmen ausgeben. Fenster in umliegenden Hochhäusern seien ausgetauscht und ein feinporiger Asphalt verwendet worden. „Dadurch ist der Lärmpegel extrem niedrig“, sagte eine Behördensprecherin. Zur Feinstaubbelastung konnte sie keine Angaben machen.

Er habe, behauptet hingegen Anwohner Böhm, von Schallschutzmaßnahmen oder Entschädigungszahlungen bislang nichts mitbekommen. Gemeinsam mit anderen Anwohnern will er auf einer Eigentümerversammlung am heutigen Freitag über juristische Schritte gegen die Stadt abstimmen. „Möglich ist eine einstweilige Verfügung“, sagt Böhm. So lange rollt erst mal der Verkehr. Isabelle Buckow

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