zum Hauptinhalt

Mitte: Zu kurz gekommen

Sollte es dem Bezirk Mitte nicht gelingen, bis zum Jahresende 26 Millionen Euro einzusparen, droht ihm die Zwangsverwaltung. Doch der Sparkurs im Jugendbereich stößt auf Kritik.

In Mitte wird nur noch mit dem Rotstift großzügig umgegangen: Sollte es dem Bezirk nicht gelingen, bis zum Jahresende 26 Millionen Euro einzusparen, droht ihm die Zwangsverwaltung. Doch der Protest gegen die Sparpläne im Jugend- und Gesundheitsbereich wächst. Wie berichtet, sind mehr als 50 Einrichtungen von Streichungen und Kürzungen betroffen. Und in der heutigen Sitzung des Gesundheitsausschusses dürfte vor allem über ein Vorhaben gestritten werden: Bezirksbürgermeister und Gesundheitsstadtrat Christian Hanke (SPD) will aus Kostengründen Therapeuten einsparen – in der Beratungsstelle für Risikokinder. Diese unterstützt Eltern mit behinderten Kindern. Darüber hinaus hat sie besondere Angebote für türkische und arabische Mütter entwickelt. Und sie veranstaltet Kurse, in denen die Frauen lernen, ihre Kinder zu fördern und auf die richtige Ernährung zu achten.

„Ich weiß noch nicht genau, wie viele Stellen wegfallen“, sagt Thomas Abel, der die Beratungsstelle leitet und als Kinderarzt im Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte den öffentlichen Gesundheitsdienst vertritt. Sicher sei aber, dass sein gut ausgebildetes Netzwerk mit weniger Personal als den bislang 15 Therapeuten stark bedroht sei. Dabei ist der Bedarf an Hilfe in Mitte besonders hoch, denn ganz gleich ob beim Übergewicht oder der finanziellen Situation im Elternhaus: Bei den jährlichen Erstklässleruntersuchungen belegt Mitte in Bezug auf alle sozialen Risikoindikatoren stets den unrühmlichen ersten Platz. Andere Bezirke mit besseren Werten, darunter Charlottenburg-Wilmersdorf, haben ähnliche Angebote bereits eingestellt.

Einige Eltern haben aus Protest gegen die drohenden Kürzungen mittlerweile eine Homepage eingerichtet (www.unsere-mitte-von-berlin.de). Kinderarzt Boris Griebenow schreibt dort, die Beratungsstelle werde insbesondere von den „sogenannten bildungsfernen Familien“ genutzt und fördere „entwicklungsverzögerte, psychosozial oder physisch behinderte Kinder“ so gut, dass diese später eine Ausbildung absolvieren könnten. Thema dürfte im Gesundheitsausschuss auch die kleine Anfrage der grünen Bezirksverordneten Signe Stein sein: Sie möchte wissen, weshalb Mittes Gesundheitsverwaltung die einzige in Berlin ist, die nicht allein von einem Amtsarzt geleitet wird – sondern von einer Doppelspitze aus einer Medizinerin und einem Verwaltungsbeamten. (rni)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false