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Berlin: Mode aus der Kiste

Yves Saint Laurent öffnet seine Kleiderkoffer in der Friedrichstraße

Die Models sind so groß und dünn, dass man an die Figuren von Giacometti denkt. Die Kundinnen sprechen russisch, rauchen und finden das kleine Schwarze für 4000 Euro doch etwas zu teuer. Aber der blaue Mantel aus geschorenem Nerz ist Wahnsinn, gefüttert mit blauer Seide, die Ärmel garniert mit Seidenbändern und voluminösen Spitzenkaskaden aus Fell und Leder.

Bei Yves Saint Laurent Rive Gauche herrscht der Luxus. Diskrete Damen und Herren eilen durch den dunklen Laden, reichen Sekt und Häppchen, legen Pelzmäntel um Schultern. Jeweils zu Saisonbeginn gibt es hier eine „Trunkshow“. „Trunk“ bedeutet Schrankkoffer – der wird geöffnet, und hervor kommt, was die Saison bringt. Die Kunden können den ganzen Nachmittag auswählen. Superweich die Materialien – Leder, Fell, Samt und Seide – üppig die Spitzen und Bänder, die Schärpen und Schleifen, riesig die Glitzersteine auf dem schwarzen, tief ausgeschnittenen Samtkleid. Schmal sollten nur die Damen sein, die das alles tragen.

Die Farben in diesem Herbst sind dunkel. Schwarz dominiert, dazu ein wenig Nachtblau, ein Tupfer Weinrot, etwas Weiß. Ein klein wenig wird auch mit der überaus angesagten „Used-Optik“ gearbeitet, die Ärmel mancher Jacken sind schon im Vorhinein mit Tragefalten versehen. Die Herren bekommen leger sitzende Hosen, weite Hemden, großzügig fallende Mäntel. Bei ihnen wird Wert auf eine lockere Linie gelegt, knapp soll hier nichts sitzen – bis auf die Schuhe. Glänzend und scharf konturiert für die Herren, hoch, schmal, superspitz für die Damen. Ein Paar Stiefel sitzt eng wie Lederstrümpfe, die bis übers Knie reichen. Alle Achtung, wer darin laufen kann! Susanna Nieder

Yves Saint Laurent Rive Gauche, Friedrichstraße 71, Quartier 206 (Mitte).

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